Literatur |
Collins, R. (1974): Three faces of cruelty. Towards a comparative sociology of violence. Theory and Society, 1 (4), S. 415-440.
Gruber, A.; Kühl, S. (2015): Soziologische Analysen des Holocaust. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Kühl, S. (2014): Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
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Lerninhalte |
Vor 80 Jahren (am 20. Januar 1942) wurde in einer Villa am Großen Wannsee die systematische Ermordung der europäischen Juden geplant und organisiert. In diesem Seminar wird eine organisationssoziologische Erklärung vorgestellt und diskutiert, die systemtheoretisch informiert ist. Dabei wird zu diskutieren sein, ob es sich bei den Tätern um gewaltbereite und psychisch erkrankte Akteure gehandelt hat oder ob in der Organisation des Holocaust wirksame Mechanismen dazu geführt haben, dass "ganz normale Männer" bzw. "ganz normale Deutsche" sich an Massenerschießungen von Juden beteiligt haben. Am Beispiel des Reserve-Polizeibatallions 101 aus Hamburg werden konkrete Situationen des körperlichen Verletzens, Folterns und Tötens in den Mittelpunkt der Analyse gestellt, um davon ausgehend den jeweiligen Zusammenhang von Situation und Gruppenprozessen bzw. der Organisiertheit der Beteiligten zu untersuchen. Dabei wird es um die soziologische Rekonstruktion von Verhaltenserwartungen in Extremsituationen, um Kameradschaft und Rollendistanz sowie um Autoritätsakzeptanz und Folgebereitschaft in Organisationen gehen.
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