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Die nachhaltige Gestaltung von materiellen und sozialen Grundlagen unserer Gesellschaft ist mehr als ein aktuelles politisches Thema. Zunehmend etabliert sich der Begriff der Nachhaltigkeit im sozial- und erziehungswissenschaftlichen Diskurs und berührt hier zentrale Themenfelder: Nachhaltigkeit bezieht sich zunächst auf zentrale Fragen des Umgangs mit materiellen Ressourcen im Hinblick auf unterschiedliche Konzepte von (Post)Wachstumsgesellschaft. Eine organisationsgeprägte Perspektive fordert Soziale Dienste heraus, Ziele und Mittel so zu wählen, dass finanzielle und personale Ressourcen von Fachkräften und Adressat:innen effizient genutzt werden. Und schließlich wird bezogen auf individuelle Hilfeprozesse gefordert, dass geleistete Bewältigungsarbeit nachhaltig, also dauerhaft und in die Zukunft wirkt. An dieser Stelle kann sich der Kreis zur Auseinandersetzung mit nachhaltigkeitsorientierten Gesellschaftsentwürfen schließen. In der Konkretisierung von Schnittpunkten der Nachhaltigkeitsdebatte mit genuin sozialpädagogischen Fragen aktualisieren sich dabei bekannte Fragen - und bisher randständige Themen werden fokussiert. Im Sinne intergenerationaler Nachhaltigkeit fordert beispielsweise die jüngere Generation lautstark eine Klimawende und formiert sich als soziale Bewegung. Weiter kommt es in sozialpolitischen Auseinandersetzungen zwischen den Generationen zur Aktualisierung von Konflikten bezüglich der Ausgestaltung sozialer Sicherungs- und Transferleistungssysteme (Rente, Gesundheit etc.), wobei auch eine intragenerationale Nachhaltigkeitsperspektive sich Fragen der Gleichheit und Chancengerechtigkeit sichtbar macht. Neu ins Rampenlicht treten Fragen des nationalen und internationalen Krisenmanagements angesichts klimabedingter Katastrophen. In der Ringvorlesung werden unterschiedliche Perspektiven auf Nachhaltigkeit zusammengetragen und auf ihre Anschlüsse für sozialpädagogische Probleme befragt. Es soll dabei systematisch die Frage beantwortet werden, ob Nachhaltigkeit für die Sozialpädagogik jenseits zeitgenössischer Thematisierung eine zentrale Kategorie darstellen kann, oder mit Mollenhauer gefragt: Kann Nachhaltigkeit zu einer produktiven Perspektive für die sozialpädagogische Frage werden, was die ältere Generation eigentlich von der jüngeren will? Und müsste gerade die Nachhaltigkeitsdebatte in ihrer pädagogischen Wendung vielleicht anregen, neu über das Generationenverhältnis und Fragen der Generativität nachzudenken? Ebenso wäre zu thematisieren inwieweit sich eine intragenerationale Nachhaltigkeit in sozialpädagogischen Denkfiguren wiederfindet bzw. entwickelt werden müsste. Anschlussfähig scheinen hier Diskurse zu Inklusion/Exklusion, sozialem Ausschluss und Partizipation.
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