Literatur |
Hagen Keller, Die Ottonen (52017);
Ludger Körntgen, Ottonen und Salier (42014);
Gerd Althoff, Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat (32013);
Stefan Weinfurter, Das Reich im Mittelalter.
Kleine deutsche Geschichte von 500 bis 1500 (32018). |
Lerninhalte |
Während eines ganzen Jahrhunderts bestimmte ein Hochadelsgeschlecht aus Sachsen, die später so genannten Ottonen, die Geschicke des ostfränkisch-deutschen Reiches, das geographisch und politisch das Zentrum der europäischen Welt der ersten Jahrtausendwende bildete. In dessen Grenzen wurde das abendländische Kaisertum, das Karl der Große mit seiner Krönung in Rom am Weihnachtstag des Jahres 800 begründet hatte, zu neuem Leben erweckt. Das Reich der Ottonen bildete gleichsam das Dach, unter dem sich die europäischen Nationen wie Deutschland, Italien, Frankreich, Polen und Ungarn entwickelten und die Christenheit ihre kulturelle Vielgestaltigkeit ausformte. Die Ottonen waren Könige einem Land und zu einer Zeit, die sich in so vielem unterschied, was der Moderne selbstverständlich und vertraut erscheint; selbst ihr Königtum entbehrte scheinbar Wesentliches: Sie regierten nicht durch Erlasse und Gesetze, verfügten über kein Heer oder über Institutionen, die ihrer Herrschaft zur Durchsetzung verholfen hätten. Sie nahmen jedoch die höchste Verantwortung wahr für die Menschen, nicht zuletzt gemäß den Geboten Jesu Christi, auf dessen Namen sie geweiht worden waren. Ihr Regierungshandeln war zugleich Bestandteil permanenter personaler Interaktion mit gesellschaftlichen Gruppen und deren spezifischen Netzwerken – dazu gehörten etwa Verwandtschaft, Freundschaft, Gefolgschaft, Herrschaft, Lehen oder Vertragspartnerschaft. Daher entfaltete sich das ottonische Königtum in ihrem Reich durch ein komplexes Geflecht aus Gewohnheiten, Traditionen und Ritualen und prägte so auch die Lebensordnungen des frühmittelalterlichen Europas. Im Seminar werden ausgewählte Kennzeichen der Ottonen als Könige in Verbindung mit charakteristischen Strukturmerkmalen ihrer Zeit quellennah diskutiert. Themen sind daher u. a. der Aufstieg Sachsens und seiner Herzöge, Ideen und Wirklichkeiten des Kaisertums, Stellung und Funktion der Kirche(n) und ihrer Bischöfe sowie Rang und Reichtum des Adels. |