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1933 gegründet, fungierte die Geheime Staatspolizei, kurz: Gestapo, als politische Polizei des Dritten Reichs. In Ausübung ihrer Kernaufgabe, der Bekämpfung politischer Gegner, wurde ein enormer Informationsapparat aufgebaut. Neben den berüchtigten Folter-, Ermittlungs- und Verhörmethoden, der Anwerbung von Spitzeln und Denunziantentum gehörte gerade zu Beginn der Gestapo ein ausgearbeitetes Berichtswesen zu den Kernbestandteilen dieser Tätigkeitsausübung. Zwischen 1934 und 1936 mussten die Leiter der einzelnen regionalen Gestapo-Stellen monatlich nach Berlin schriftlich Bericht erstatten, sei es über die allgemeine Lage der Bevölkerung, über wirtschaftliche, soziale, politische und kirchliche Entwicklungen oder aber auch über das Verhalten potenzieller "Staatsfeinde", wie Juden, Katholiken, Protestanten oder Sozialdemokraten. Diese Berichte sind somit für die Erforschung des Dritten Reiches eine wertvolle Quelle, da sie Informationen über Instituts- und Verfolgungsgeschichte geben aber auch sozial-, wirtschafts-, religions- oder politikhistorische Ansätze ermöglichen.
Die Lageberichte der fünf rheinischen Gestapostellen (Aachen, Köln, Düsseldorf, Koblenz und Trier) sind sehr gut überliefert und seit ein paar Jahren ediert. Sie werden den Hauptuntersuchungsgegenstand des Seminars darstellen, in welcher sich einzelner Berichte in der Tiefe genähert wird, um so untersuchen, mit welchen verschiedenen historischen Ansätzen und Fragestellungen hier gearbeitet werden kann. Die Anfangszeit der Gestapo wird somit den Hauptteil des Seminars ausmachen, aber auch ihre weitere Entwicklung, ihre gesellschaftliche Rolle und die Dekonstruktion des Mythos der Gestapo als eine allmächtige Strafverfolgungsbehörde werden Bestandteil des Seminars sein.
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