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Was hat es mit der eigentümlichen Floskel vom ‚Bruch‘ in der Biografie auf sich? Wann also ist nicht mehr die Rede von Veränderungen, Modifikationen oder Wechselfällen des Lebens, sondern wann reißt der Faden darin? Gewiss heißt dies immer: Eingespielte Kohärenzregeln werden auf die Probe gestellt. Zwar sperren sich Maßstäbe dafür objektiven Standards, dennoch obliegen sie nicht allein der individuellen Psyche der Einzelnen. Uns soll daher die kulturelle Handschrift interessieren, die solche Ermessungspunkte hervorbringt. Aus der Perspektive der Soziologie führt sie zu im Leben mitlaufenden Rahmungen der Normalbiografie und des institutionalisierten Lebensverlaufs. In Momenten der Überspannung können sich mögliche Bruchpunkte zeigen. Unsere Frage: Wie zeichnet sich dies im Sprechen der Subjekte ab? Wir befassen uns daher mit dem biografischen Sprechen als einen modernen Bezugsraum des Selbst, der sich entgegen postmoderner Skepsis nicht verabschiedet zu haben scheint.
Zu den Schwerpunkten: Einblicke in kultursoziologische Literatur zum Thema (bspw. Richards Sennets Figur des ‚flexibilisierten Menschen') und in etablierte soziologische Verfahren der Interpretation biografischer Selbstthematisierung. Zudem besitzt der Kurs eine empirische Ausrichtung: Einerseits betrachten wir prominente Darstellungen von 'Biografiebrüchen', etwa in der literarischen Selbsterzählung und im Film; zum anderen sind die Teilnehmer*innen eingeladen, eigenes Material in den Kurs einzubringen (z.B. mediale Artefakte oder Interviewmaterial). Ziel ist es, einen populären Topos der Fremd- und Selbstzuschreibung auf seine Spuren des Gesellschaftlichen hin zu überprüfen. |