Bemerkung |
Studienleistung: Referat zu einem theoretischen Text oder Vorstellung eines eigenen autobiographischen Textes zu einem vorgegebenen Begriff. Die Wahl der Gattung ist freigestellt, es darf etwa auch ein dramatischer, lyrischer oder essayistischer Text sein. Nach Absprache sind auch ganz andere Formen wie Comics oder Filme möglich.
Modulabschluss: Zusätzlich zum Referat oder Text eine theoretische Hausarbeit von 10 bis 20 Seiten. |
Lerninhalte |
„Und so erzähle ich mir mein Leben.“ Mit diesem eigenartigen Satz endet die kurze Vorbemerkung von Nietzsches Ecce homo. Es handelt sich hier nicht um eine bloße Feststellung, sondern einen performativen Sprechakt, der das erst schafft, was er erzählt: nicht nur den folgenden Text, sondern überhaupt erst das „Selbst“, das dort zugleich als Subjekt, Objekt und Adressat der Erzählung auftaucht. Es existiert nicht einfach vor der Erzählung, sondern konstituiert sich erst im Prozess der narrativen Aneignung seiner empirischen Voraussetzungen: jene „kleinen Dinge“, von denen Nietzsche spricht und die die bisherige Philosophie vergessen hätte. Das Seminar soll nicht nur der theoretischen Diskussion jener These dienen, sondern auch ihrer praktischen Erprobung: Was macht es mit uns, wenn wir uns selbst unser Leben erzählen? Bleiben wir dieselben? Werden wir womöglich ein ganz anderer, als wir vorher waren? Und wie beeinflusst uns der Blick der anderen auf unsere Erzählung, den Nietzsche hier seltsamerweise ausklammert? Das Seminar ist daher vor allem nicht Lektüre-, sondern experimentelles Schreib- und (vielleicht auch) Selbsterfahrungsseminar.
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