2016 erschien Christian Krachts Roman Die Toten; im selben Jahr erhielt Marcel Beyer den Georg-Büchner-Preis, 20 Jahre, nachdem ihm mit seinem Roman Flughunde der Durchbruch gelang.
In Die Toten gerät ein Filmregisseur in ein politisches und erotisches Intrigenspiel zwischen Japan, den USA und dem Deutschland der Weimarer Republik. Flughunde handelt von einem Tontechniker, der ein Archiv aller menschenmöglichen Lautäußerungen aufbauen will (und seinen Mitteln sind im 2. Weltkrieg keine Grenzen gesetzt).
Beide Bücher thematisieren den medialen Umbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Als der Tonfilm, Lautsprecher, Mikrofone und das Radio es ermöglichten, immer größere Menschenmassen zu unterhalten, zu informieren und zu manipulieren. Beide Bücher rahmen mit ihren Erscheinungsdaten einen Zeitraum, in dem sich die nächste mediale Revolution ereignete, die Digitalisierung.
Welche Bruchstellen und Zusammenhänge gibt es zwischen den Printmedien, den audiovisuellen und interaktiven Medien, welche zwischen der Welt der 1920er bis 1940er Jahre und unserer Gegenwart? Welche anderen Texte können wir im weißen Rauschen des Diskurses wahrnehmen, wenn wir zwischen den Frequenzen dieser Romane auf die Suche gehen? Oder erschaffen wir durch die Verlinkung der Flughunde mit den Toten ein Konstrukt, das so illusorisch wird wie eine paranoide Verschwörungstheorie?
In jedem Fall kann der Vergleich uns dabei helfen, die Phänomene der Intertextualität und der Intermedialität zu durchdringen. |