Voraussetzungen |
Das Seminar richtet sich besonders an Studierende der Kulturwissenschaften mit Interesse an praktischem, empirischem Forschen.
Das Seminar schließt an den Kurs „Kulturpraktiken im Web 2.0“ aus dem WS 15/16 an und wird die dort behandelten Inhalte vertiefen. Die Teilnahme am vorangegangen Kurs ist jedoch nicht notwendig.
Ansonsten wie immer: aktive Teilnahme und Interesse am Thema sind erwünscht. |
Lerninhalte |
Nach Reckwitz müssen Subjektanalysen „nach der spezifischen kulturellen Form [fragen], welche die Einzelnen in einem bestimmten historischen und sozialen Kontext annehmen, um zu einem vollwertigen, kompetenten, vorbildlichen Wesen zu werden, nach dem Prozess der ‚Subjektivierung‘ oder ‚Subjektivation‘, in dem das Subjekt unter spezifischen sozial-kulturellen Bedingungen zu einem solchen ‚gemacht‘ wird“.
Die Vorzeichen unter denen solche Subjektivierungen stattfinden, die in einem engeren Sinne auch als Identitätsentwürfe verstanden werden können, haben sich mit den digitalen Medien nicht völlig verkehrt, aber eine andere, oftmals eigenwillige Dynamik angenommen. Das Seminar möchte jene Dynamiken und Prozesse im digitalen Raum, in denen Menschen zu modernen „Ichs“ werden, genauer in Augenschein nehmen. Stärker als je zuvor gilt es für Subjektanalysen die Grenzen zwischen Selbststeuerung und Fremdsteuerung, zwischen Akteur und Technik aufzulösen und moderne Ich-Werdung als Nexus von Dingen, Menschen, sozialen Kontexten, Diskursen und Praktiken aufzufassen.
Damit das nicht nur ein abstraktes, theoretisches Postulat bleibt, wollen wir uns im Seminar mit ausgewählten Fallbeispielen beschäftigen, zu deren Untersuchung uns die Literatur nur als Leitfaden dienen wird. Wir werden uns auf einige wenige Formate beschränken, um diese in der notwendigen Tiefe durchdringen zu können. Welche das sein werden, wird zu Beginn des Seminars gemeinsam entschieden.
Hier nur eine kleine Auswahl möglicher Fragestellungen: Welche Form der Selbstbezüglichkeit stiften Selfies und welche Vorstellung vom Menschen kommt zum Ausdruck, wenn der „Cloud“-Anbieter Sprint mit dem „right to be unlimited“ wirbt? Was bedeutet es für das eigene Selbstverständnis, wenn ich auf der Partnerbörse finya.de hundert Fragen über mich selbst beantworten soll, während die Dating-App Tinder allem Selbstauskunft-Brimborium zynisch mit einem Links-Wisch begegnet? Sind Memes der Beginn einer Ära der „ikonischen Kommunikation“, in welcher das Ich in kollektive Symboliken eingelagert ist? Sind Foren eine Art digitaler "Wilder Westen", in denen nur das Recht des Stärkeren im Kampf um die Gunst des Publikums gilt?
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