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Die Poesie hat so viele Gesichter wie sie Genres hat, Kostüme, Masken. Sie kann als „kuschelsüchtiger Bukolik-Junkie“ (Thomas Kling) daherkommen oder als Grammatikerin des Denkens, als todessüchtiger Schwan oder spätbarocke Wucht mit Koloratur, als „Wolke in Hosen“ (Majakowski) oder Dada-lallendes Kind, als marodierende Bardin auf hohem Ross oder als Hochstaplerin, Slammerin, abgefeimte Schlemmerin (Pasteten!), „schlesisch-schlimm“ (Mayröcker), albern, kritisch. Ihr proteisches Wesen lässt sich kaum begreifen. Wann überhaupt sprechen wir von „Poesie“ ("Poeër", "Poeës"...), wann von „Lyrik“ oder „Dichtung“? Hier fängt die Verwirrung schon an. Jede Doppelstunde dieser Einführungsveranstaltung ist so aufgebaut, dass wir Gedichte lesen – kanonische, abseitige, zeitgenössische – und diesen Gedichten eine poetologische Abhandlung gegenüberstellen. Dabei bedienen wir uns nicht nur aus dem Textfundus der Theoretiker·innen, sondern lesen insbesondere, was Dichter·innen selbst über das Gedichtemachen sagten und heute sagen. „Ernte“ sei, schreibt Elke Erb in ganz anderem Kontext, ein „Reflex“. Aber angeboren ist er nicht. Und was überhaupt säe ich, wie, wohin? Zuallerst gilt es, den Boden zu bereiten. |