Literatur |
Michel Foucault, Die Wahrheit und die juristischen Formen, übersetzt von M. Bischoff, Frankfurt a. M. (Suhrkamp) 2002.
Weitere Literatur wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben.
Die Literatur kann gerne in Buchform angeschafft werden, wird aber auch über das Learnweb bereitgestellt. |
Lerninhalte |
In seinen Genealogien konfrontiert Foucault Praktiken mit den historischen Bedingungen ihrer Gewordenheit und ihrer Verbindung zur Macht. Darunter sind auch solche Praktiken, die der Wahrheitsgewinnung dienen, also etwa Formen der wissenschaftlichen Erkenntnis. Er überführt diese Wahrheitspraktiken – oder, wie er zuletzt auch sagt: Wahrheitsspiele – also der Historizität und zeigt die ‚interessierten‘ Bedingungen auf, die für das historische Erscheinen dieser Form des Erkennens unerlässlich waren. Zudem macht er auf die produktive Dimension solcher Praktiken aufmerksam, nämlich auf ihre Macht, Wirkliches zu produzieren, Realität also je historisch zur Erscheinung zu bringen, Wirklichkeitsbereiche und Subjekte zu konstituieren. Damit verabschiedet sich Foucault von der Idee der einen Wahrheit, des absoluten Erkenntnisstandpunkts und souveränen Erkenntnissubjekts. Vielmehr zeichnet sich hier statt einer Wahrheit die Möglichkeit von Wahrheiten, von verschiedenen Wahrheitsregimen und Subjektivitäten ab. Wir wollen die Methode Foucaults und die ihm spezifische Problematisierung des Themas der Wahrheit nachvollziehen, indem wir gemeinsam „Die Wahrheit und die juristischen Formen“ lesen. Dabei handelt es sich um die Abschrift einer Vortragsreihe, die Foucault 1973 in Rio de Janeiro gehalten hat, und in der er anhand der Untersuchung von juristischen Praktiken und in einer kühnen Perspektivierung 2000 Jahre europäischer Geistesgeschichte zu drei Wahrheitsregimen zusammentreten lässt. Anhand dieses Textes sowie kleinerer Texte und Methodenreflexionen Foucaults wollen wir uns den Fragen nähern, was Foucaults „Geschichtsschreibung“ für ein Nachdenken über Wahrheit bedeutet, und was die damit einhergehenden Verschiebungen wiederum für das Sprechen und Schreiben Foucaults, für sein Philosophieren, bedeuten. Um was für eine Form von Arbeit handelt es sich da? Ergeben sich ethische und politische Konsequenzen?
Das Seminar ist als eine Art Lektürekreis gedacht. Voraussetzung ist also die Bereitschaft zum Lesen und zum gemeinsamen Gespräch. |