Lerninhalte |
Die Lebenswelten junger Menschen sind in einem bisher nicht gekannten Ausmaß von Globalisierungsprozessen geprägt. Transnational verflochtene Biographien, internationale Mobilität, Migration sowie lokale Auswirkungen globaler Prozesse (z.B. Klimawandel, militärische Gewalt und ihre Folgen oder die COVID-Pandemie) gehören zu den Aspekten, die die Lebens- und Alltagswelten junger Menschen prägen. Auch die Kinder- und Jugendhilfe geht davon aus, dass der Erwerb internationaler und interkultureller Kompetenzen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung einer globalisierten Lebenswelt darstellt. Dies zeigt sich z.B. in kinder- und jugendhilfepolitischen Positionierungen, wie sie z.B. im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes, der Jugendstrategie der Bundesregierung oder durch die AGJ zugrunde gelegt werden. Tenor dieser Positionierungen ist, dass die Träger in allen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe jungen Menschen und Fachkräften adäquate Angebote unterbreiten sollen, um Internationalisierungsprozesse zu erfahren und sich differenziert mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Notwendigkeit einer Internationalisierung der Kinder- und Jugendhilfe in ihrer ganzen Breite wird gegenwärtig immer deutlicher. So komplex und vielschichtig die Analyse der Bedingungen ist, unter denen sich diese ‚Internationalisierung der Kinder- und Jugendhilfe‘ vollziehen muss, so einseitig ist bislang häufig das Verständnis von ‚Internationalität‘, das in der Kinder- und Jugendhilfe vorherrscht. Ansätze, die die Anforderungen eines Aufwachsens in postmigrantischer Gesellschaft berücksichtigen, fehlen bislang vollständig. Vielmehr wird zwischen einer positiv konnotierten, internationalen Mobilität - und einer mit diskriminierenden Zuschreibungen verbundenen Migration unterschieden. Das Seminar widmet sich diesem Spannungsfeld über einen vorwiegend empirischen Zugang: Es werden zunächst die gegenwärtig diskutierten theoretischen Grundlagen sowie sozialpolitischen Rahmenbedingungen einer ‚Internationalen Kinder- und Jugendhilfe‘ vermittelt, bevor ausgewählte empirische Befunde den Ausgangspunkt für die Seminarteilnehmer*innen bilden, selbst im Feld forscherisch tätig zu werden.
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