Das Seminar befasst sich mit Aspekten von Bildungsungleichheit, wie sie in der habitusanalytischen Perspektive in Anlehnung an die Arbeiten von Pierre Bourdieu (und deren Weiterbearbeitung in der Forschung bis in die Gegenwart) angelegt sind. Im ersten Schritt betrachten wir zunächst grundsätzliche Entwicklungen in Folge der Bildungsexpansion in der Bundesrepublik. Daran schließt die Frage an, wie es trotz meritokratischer Versprechen und des Leitbildes der ‚Bildung für alle‘ zur steten Reproduktion von Bildungsungleichheit auf der Ebene milieu- und herkunftsbedingter Handlungsmuster kommt.
Dazu wenden wir uns im zweiten Schritt dem Konzept des Habitus zu. Als ‚generative Grammatik‘ will dieses Konzept die Genese und Persistenz von Handlungsorientierungen erklären, die diese Versprechen zu unterlaufen vermögen. Dazu dient uns einerseits der Blick auf Dispositionen sozialer Herkunft (bspw. scheinbar naturwüchsige Überzeugungen dazu, wo ich in der Gesellschaft stehe, was meine Chancen, Grenzen und Bestimmungen sind, wo Unterordnung geraten oder Dominanz unhintergehbar erscheint u.v.m.).
Andererseits wenden wir uns auch selbstaufklärerischen Praktiken zu, wie sie neuerdings im literarischen Genre der ‚Autosoziobiografie' zu Tage treten. Sie gelten als aktuelles Beispiel für einen neu entstandenen Diskursraum für Erfahrungen mit Klassismus in Hinsicht auf Bildungsungleichheit und Bildungsexklusion. Mittelpunkt des Seminars sind daher die Konzepte des sozialen Raums, der sozialen Felder und des Habitus in der Bildungssoziologie in der Tradition von P. Bourdieu u.A. Der Kurs setzt lediglich Interesse am Phänomen der Bildungsungleichheit voraus und wird seine Themen grundständig aufbauen. |