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Können Worte und kann Sprache verletzen, womöglich schlagen? Wenn ja, wie vollziehen sich diese Akte und wer oder was schlägt, wie und wohin? Das Seminar geht diesen Fragen nach, indem der Blickpunkt von vorneherein auf Formen sprachlicher Gewalt gerichtet ist und nicht auf solche der nackten, physischen Gewalt. Aber auch hierbei sollen uns nicht primär die rohe Beleidigung oder die zielgerichtete Attacke im Sinne der direkten verbalen Aggression beschäftigen. Von Interesse ist vorrangig die Macht der Sprache (und der Kommunikation) in ihrem Potential der Setzung von Wirklichkeit und damit der Konstitution sozialer/kultureller Ordnungen.
Eine sensibilisierende Suchspur für unsere Lektüre und Diskussion kann daher lauten: Die Durchsetzung verletzender und ggf. schlagender Kommunikation setzt die Verletzbarkeit symbolischer Ordnungen voraus, die es zu ergründen gilt. Diese Ordnungen sind nicht lediglich institutionell angesiedelt, sondern durchdringen auch das individuelle Subjekt in seinem Selbst- und Weltverhältnis. Sicherlich gelangt lautliche Sprache als physischer Vorgang zunächst ins Ohr, schriftliche ins Auge, symbolisch von dort aus jedoch rasch ins ganze Gesicht. Im negativen Fall kann das Gesicht (als ‚Zentrum der inneren Persönlichkeit‘ – G. Simmel) dann verloren oder verbogen werden, vor anderen, vor sich selbst oder vor der Welt. Ebenso können Worte als Sprechakte bekanntlich in die Magengrube fahren. Tatsächlich tun sie das jedoch, weil dort der Akt (bspw. einer sozialen Platzanweisung, einer Herabsetzung, einer Erniedrigung oder gar der Tilgung aus einem Diskurs) auch affektuell spürbar wird.
Im Seminar wollen wir uns mit einigen Grundzügen dieser kulturellen Dimension sprachlicher Gewalt befassen. Dazu betrachten wir zum einen Beiträge prominenterer Autor:innen zum Thema (Butler, Foucault, Bourdieu), aber auch neuere Arbeiten zu Pejorisierung und zur Invektivität der Sprache. |