Tod auf dem Nil 2
Projektleitung: Martina Groß und Jens Roselt
Eine koloniale Gesellschaft aus Performancekünstlern, Theaterpädagoginnen und Kulturvermittler*innen schippert auf dem Nil. Bezahlt hat die Kreuzfahrt das Goetheinstitut. Die Reisenden sollen sich Gedanken über ihre Privilegien machen. Ihr Ziel ist die Quelle des Flusses, wo sie ein interkulturelles Festival veranstalten wollen. Gelegentlich fällt ein Passagier tot um, getroffen von einer der Kugeln, die Terroristen vom Ufer aus auf das Schiff abfeuern. Die kreative Gesellschaft an Bord schert das wenig. Akribisch feilen die Reisenden an einer ultimativen Contentnote, die sie gegen alles absichern soll. [Irgendwie ägyptisch aussehende] Nebendarsteller servieren derweil den Earl Grey.
Agatha Christies Kriminalroman von 1937 und seine Verfilmung von 1978 dient uns als Szenario für ein Blockbuster-Theaterprojekt, dessen Triggerwarnung tiefer gehen wird als sein Inhalt. Wir machen ordentlich Dampf im Diskurskessel und streiten uns darüber, ob wir unser Schiff mit oder gegen den Strom steuern sollen. Bei Untiefen werfen wir Anker, um an seichten Stellen baden zu gehen. Wir machen Dokutheater über eine Ratte, die das sinkende Schiff in Luxor verlassen möchte, um sich mit einem Sprengstoffgürtel unter die Touristen zu mischen. Bei einem Landgang setzen wir die Mumie von Agatha Christie im Tal der Könige bei. Zurück an Bord öffnen wir die geheimnisvolle Kiste mit der Aufschrift: „Vorsicht Kunst. Nicht auf den Kopf stellen.“ Wir queeren den Cast. Wir enthüllen Peter Ustinovs geheime Vorliebe für Drag und fragen endlich, wie schwul war Hercule Poirot wirklich?
Das Theaterprojekt „Tod auf dem Nil 2“ untersucht und erprobt, was man mit einem populären Stoff im Theater machen kann, wie man ihn dramaturgisch und szenisch bearbeiten muss, um etwas mit dem historischen Material über die Gegenwart zu erzählen. Schließlich wollen wir rausfinden, was wir dem Publikum überhaupt zu erzählen haben. Mit detektivischem Spürsinn werden wir ermitteln, welche Motive es gibt Theater zu machen.
Das Theaterprojekt richtet sich an Studierende, die sich nicht scheuen auf der Bühne seekrank zu werden. Gearbeitet wird im Kollektiv. Geprobt wird in Präsenz.
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