In seinen Tagebüchern entwirft Kafka Schreibszenen als Ruinen. Er ist der „kleine Ruinenbewohner“, für den das Fremdwerden der Dinge die Erkenntnis einer poetischen Form darstellt, der Geschichten wie Zirkuspferde vor sich sieht und dabei seine permanente Distanz protokolliert und diese Protokolle so lange faltet. Kafkas Tagebücher sind der Proberaum seiner Schreibexistenz. Es geht darum, das „Pferd des Angreifers zum eigenen Ritt“ zu benützen. Das ist die „einzige Möglichkeit.“ „Aber was für Kräfte und Geschicklichkeiten verlangt das? Und wie spät ist es schon!“
In jedem Fall sollten alle, die an dieser Vorlesung teilnehmen wollen, vor Beginn der Vorlesungszeit möglichst viel der Tagebücher Kafkas gelesen haben:
Band 1: 1909-1912, Fischer Taschenbuch, 440 Seiten
Band 2: 1912-1914, Fischer Taschenbuch, 410 Seiten
Band 3: 1914-1923, Fischer Taschenbuch, 390 Seiten
Dieser Vorlesung ist die Übung 2230 "Kafka. Schreiben II" zugeordnet. |