In ihrem Text “Eye for I: Making and Unmaking Autobiography in Film” aus dem Jahr 1980 beschwört die amerikanische Literaturwissenschaftler Elizabeth Bruss noch die Unmöglichkeit autobiografischen Erzählens im Film. Ihr Argument: „[T]he autobiographical self decomposes, schisms, into almost mutually exclusive elements of the person filmed […] and the person filming […]” (S. 297).
Seit den 1980er Jahren hat sich die Film- und Videotechnik rasant entwickelt und spätestens mit der Videofunktion der Smartphones das medienontologische Argument der Literaturwissenschaftlerin ausgehebelt; tatsächlich sind auch seit den 1980er Jahren zahlreich Dokumentarfilme entstanden, die sich experimentell mit den Möglichkeiten des autobiografischen Erzählens unter „selbstzersetzenden“, selbstzerfallenden Bedingungen auseinandersetzen. Die Filme zeugen nicht nur von einer sehr vitalen, eigenständigen Filmform, sie lassen auch erahnen, dass das autobiographische „Ich“, das sich den Film als Ausdrucksmittel sucht, ein anderes ist als das der literarischen Autobiografie.
Das Seminar wird sich vor allem mit aktuellen Beispielen des autobiografischen Dokumentarfilms auseinandersetzen. |