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'Was sollen wir tun?' - das ist die Frage, mit der die philosophische Ethik gemeinhin verbunden wird. Gemäß einem solchen handlungsorientierten Verständnis geht es der Ethik um die moralische Bewertung oder Begründung von Handlungsnormen sowie der Formulierung ethischer Theorien. Mit seiner perfektionistischen Ethik entwickelt der Philosoph Stanley Cavell (1926–2018) demgegenüber eine ethische Reflexionsform, die sich mehr um moralische Selbst dreht, um die Frage 'Wer soll ich sein?' . Bezugspunkte dafür liefert die abendländische Philosophiegeschichte, die Literatur, aber auch Hollywood-Filme der 50er Jahre. Die Arbeit an einem Selbst, das „unattained but attainable“ also unerreicht und unvollendet, aber erreichbar ist, fragt nach Haltungen oder Einstellungen des Selbst und zielt auf dessen Transformation. Damit bietet Cavell zugleich eine andere Perspektive auf ethische Konflikte. Nach Cavell können moralische Auseinandersetzungen als krisenhafte Erfahrung der eigenen Ungenügsamkeit angesichts fremder Ansprüche verstanden werden, bei dessen Klärung nicht einfach Personen überzeugt, sondern durch sich selbst und andere verändert werden. Die unabschließbare Arbeit am Selbst steht somit für keine individualistische Selbstverwirklichung, sondern erhält erst im Horizont der mit anderen Subjekten geteilten Welt des Alltäglichen ihren Sinn. Das Seminar versucht in eingehender Lektüre ausgewählter Texte von Cavell die Idee einer perfektionistischen Ethik und ihrer Bedeutung für eine demokratische Kultur nachzuvollziehen.
Ab dem 27. Februar sind Materialien zur Vorbereitung im Learnweb zu finden.
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