Lerninhalte |
Muss Theater kritisch sein – oder genügt eine gute story? In einem Theaterwitz ruft beim Öffnen des Vorhangs eine Stimme „Schon falsch!“. Arroganz? Aufführungen begeistern im Hier und Jetzt der theatralen Situation. Das ‚Bauchgefühl’ der Stimme im Witz könnte am Ende recht behalten. Theaterwissenschaft will Aufführungen (kritisch) untersuchen und ihre (kritische) gesellschaftliche Relevanz bedenken. Theater, das zur Kritik wird trennt die Kritik am Theater nicht länger von der Kritik durch das Theater (und damit Theater und Wirklichkeit), sondern erarbeitet seine Kriterien radikal selbstkritisch aus der eigenen Ästhetik: Kritik am Theater und Kritik im Theater fallen zusammen. – Ziel der Lehrveranstaltung ist, gemeinsam zu untersuchen, wie ästhetische Urteile möglich sind, die auf persönlicher Erfahrung beruhen und doch über bloßes Meinen und Fühlen hinausgehen. Welches Theater ist kritisch und warum? Gibt es nicht-kritisches Theater? Gesucht ist ein Kritikbegriff, der in der affektiven Aufführungserfahrung gründet und eine radikale (Selbst-)Kritik des Theaters von innen beschreibt. – Als ‚hereinbrechendes’ Ausgangsparadigma beleuchten wir Christoph Schlingensiefs Inszenierung Kunst & Gemüse, A. Hipler (2004). Weitere Materialien sind Aufführungen von Wu Tsang, Jürgen Kruse und einer aktuellen Inszenierung (N.N.). – Wir besprechen Texte von Foucault (Was ist Kritik?), Butler (Was ist Kritik? Ein Essay über Foucaults Tugend), Brecht (Kleines Organon) sowie Beiträge zum GTW-Symposion ‚Theater als Kritik’ (Gießen /Frankfurt 2016). Doch wie kritisch sind wir noch, wenn wir deren Kritikbegriffe als ‚Lehrstoff’ übernehmen? Wir werden daher ‚das Kritische’ zunächst intuitiv aus einem phänomenologischen Verständnis der Aufführung als Zwischengeschehen fassen und diese Texte zum Anlass eigener Kritik nehmen. |