Literatur |
Zur Anschaffung empfohlen:
Baruch de Spinoza: Politischer Traktat (Lateinisch/Deutsch), Hamburg: Meiner 2010.
Etienne Balibar: Spinoza, the Transindividual, Edinburgh: Edinburgh University Press, 2020. |
Lerninhalte |
Im Seminar werden wir uns mit der politischen Philosophie von Spinoza und deren Rezeption seitens marxistischer Philosophen aus Frankreich und Italien beschäftigen.
Spinozas erste politische Schrift, der Theologisch-Politische Traktat (1670), ist ein klares Bekenntnis zur Demokratie, die aus seiner Sicht am ehesten von allen Regierungsformen Redefreiheit, insbesondere die Freiheit zu philosophieren, sowie die freie Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten ermöglicht. Als es 1672 zum gewaltsamen Umsturz der freiheitlichen Republik in den Niederlanden kommt, beginnt Spinoza mit der Arbeit an seinem zweiten politischen Werk, dem Politischen Traktat (1677). Im Unterschied zu seiner früheren Schrift, ist der Traktat weniger optimistisch und appelliert nicht mehr an die Vernunft und Aufgeklärtheit des Einzelnen, sondern beschäftigt sich unmittelbar mit der Frage nach der Macht der Menge (multitudo). Spinozas Traktat beinhaltet eine realpolitische, radikaldemokratische Neubestimmung seiner politischen Philosophie: Im Zentrum stehen nicht länger die Fragen nach der Vermittlung von Individuum und Staat oder die Fiktion eines Gesellschaftsvertrags, sondern die Frage nach der kollektiven Praxis und Macht der Menge, die zum konstituierenden und legitimierenden Grund eines jeden politischen Regimes erklärt wird.
Anknüpfend an diese Konzeption der Multitudo entstehen in Italien und Frankreich ab den 60er und 70er Jahren neue marxistisch-materialistische Lesarten von Spinoza durch Autoren wie Antonio Negri, Etienne Balibar, Paolo Virno, u.a. Im Seminar werden wir Auszüge aus Spinozas politischen Schriften lesen (mit Schwerpunkt auf dem Politischen Traktat) und ausgewählte Texte aus dem marxistischen Kontext.
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