Judith Butlers Buch "Die Macht der Gewaltlosigkeit" (2020) bildet den Ausgangspunkt, das Verhältnis von Gewalt und Macht im Seminar zu befragen. Wie der Titel verrät, ist Gewaltlosigkeit für Butler machtvoll.
Aber wie sind Gewalt, Macht und Gewaltlosigkeit bestimmt? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Wie prägen sie das Politische, d.h. in welcher Weise sind sie Teil politischer Formen und Verhältnisse und wie beeinflussen sie das Leben der Menschen als politische Lebewesen?
In dem Seminar wollen wir Butlers Werk lesen und zum Anlass nehmen, Gewalt- und Machtverhältnisse zu ergründen. Dafür werden wir verschiedene einschlägige Texte, auf die auch Butler eingeht, zum Begriff der Gewalt, wie etwa Walter Benjamins "Zur Kritik der Gewalt" analysieren. Auch Frantz Fanons "Die Verdammten dieser Erde" und aktuelle Ansätze werden herangezogen, um einen genaueres Verständnis des Gewaltbegriffs zu erhalten. Gewalt muss in ihren unterschiedlichen Sedimentierungsweisen, strukturell in Rechtssystemen, politischen Institutionen und in ihren Ausformungen im Alltagsleben der Menschen erfasst werden. Auch die Interdependenz dieser verschiedenen Formen der Gewalt gilt es zu verstehen.
Im Verhältnis dazu werden wir uns dem Machtbegriff widmen. Es gilt auszuloten, ob sich Gewalt und Macht voneinander abgrenzen lassen und ob sich anhand dieser Unterscheidung ein Unterschied zwischen demokratischen, politischen Formen und Verhältnissen, die gewaltvoll sind, ziehen lässt.
Es werden dabei folgende Verhältnisbestimmungen wichtig: Wie wirkt sich Gewalt auf die Möglichkeiten politischen Handelns aus? Wie formen Macht und Gewalt die Körper der Subjekte? Welche Auswirkungen haben Gewalt und Macht auf die Sinnlichkeit der Subjekte? Wie formen Gewaltverhältnisse Gefühle und Affekte? Und welche Kraft liegt in der Gewaltlosigkeit?
|