Das Internet, der Ort an dem marginalisierte Akteur:innen eine Stimme bekommen. Wer in traditionellen Medien keine Wahrnehmung findet, kann auf Algorithmen surfen, posten, kommentieren, teilen und sich eine Community aufbauen. Resonanz erfahren. But wait a second. Bieten digitale Spaces wirklich die heterotope Performance, in der alle sprechen dürfen?
"Das weniger coole Thema ist Klasse" sagte Literaturwissenschaftlerin bell hooks im Bezug auf die intersektionalen Gebiete der Identitätspolitik der vergangenen Jahrzehnte. Dabei ging es ihr nicht um ein Ranking, sondern um Klarstellung: Im Gegensatz zu etwa Gender oder Race geht es bei der Klassenfrage nicht um das Stärken der eigenen Festung, sondern um Auswege aus dieser. Niemand möchte ohne ökonomisches, kulturelles oder soziales Kapital bleiben.
Im Seminar kreuzen wir Gegenwartsliteratur mit Netzkultur. Wir diskutieren Texte und Postings zu sozialer Herkunft und recherchieren, was es bedeutet, über Klassismus berichten zu dürfen. Bietet die Digitalität Lösungsvorschläge, in denen sich das Prekariat äußern und Arbeiter:innen ästhetisieren können? In Kollaborationen soziale Mobilität erkämpfen? Wie funktioniert Social Activism im Netz? Wie klassen:un:sensible Sprache? Welche Räume der Macht herrschen - unter dem Glas des Smartphone-Displays? - im Social Space? - in (das war ja jetzt wohl allen klar) Deutschland?
Daniel Sigge arbeitet als Manager für TikTok an der Diversifikation von lokalen Communities. Zuvor war er im Culture & Trends Team von YouTube. Nach einem Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis in Hildesheim absolvierte er den Master Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. |