Lerninhalte |
In ihrer linguistischen Spielart scheint experimentelle Poesie Grammatik nachgerade zu fetischisieren. Warnte Nietzsche noch vor dieser "Volks-Metaphysik", weil sie dem Denken fatale "Schlingen" lege, ist ohne eine eigentümliche (Schlingen-)Grammatik poetisches Denken vielleicht überhaupt gar nicht möglich. Autor*innen wie Miron Bialoszewski, Krystyna Milobedzka, Velimir Chlebnikow, Gerard Manley Hopkins oder Oskar Pastior machen es vor. Grammatikalische Begrifflichkeit kann im Gedicht textkonstitutiv sein, und zwar auf programmatische Weise dort, wo sie selbst in die Verse einzieht. In krassen Fällen wird Grammatik ohne Umschweife, nämlich als reine Struktur, als quasi-geometrische, diagrammatische Sprachlehre zu Dichtung, beispielhaft bei Álvaro Neto oder Léon Bollack und dessen wahnwitziger Spracherfindung. "I am a grammarian" bekennt Gertrude Stein und bringt mit diesem mehrfach in ihrem Werk wiederholten Satz eine allen grammatikaffinen Dichter*innen gemeinsame Grundhaltung auf den Punkt, der wir im Seminar anhand von Werken linguistischer Weltpoesie nachspüren werden. |
Zielgruppe |
Kulturwissenschaft des Lesens und Schreiben, TM 1, TM 2; Theorie und Praxis der Literaturvermittlung, TM 2; Poetik, TM 1-3; Poetik und literarisches Schreiben I, TM 2. |