Literatur |
Jörg Meya/Heinz Otto Sibum: Das fünfte Element. Wirkungen und Deutungen der Elektrizität, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1987
Michael Gamper: Elektropoetologie. Fiktionen der Elektrizität 1740-1870, Göttingen: Wallstein 2009
Oliver Hochadel: Öffentliche Wissenschaft. Elektrizität in der deutschen Aufklärung, Göttingen: Wallstein 2003
Christoph Asendorf: Ströme und Strahlen. Das langsame Verschwinden der Materie um 1900, Wetzlar: Anabas 1989 |
Lerninhalte |
Die Elektrizität entzieht sich der Wahrnehmung. Wie keine andere Kraft ist sie daher immer schon auf ästhetische Praktiken angewiesen, die ihr Evidenz verleihen und Wirklichkeit verschaffen. Nur in einem Medium können Strom und Spannung in Erscheinung treten, es braucht einen Körper, auf den der Funke überspringen kann, den der Schlag trifft oder der zu leuchten beginnt. Wie eine Theateraufführung tritt die Elektrizität als Entladung im Hier und Jetzt auf, wird in ihrer Wirkung sichtbar und ist auch schon wieder verschwunden. Seit dem Barock ist die Elektrizität daher beliebtes höfisches Spiel, wird mit der Aufklärung zum Gegenstand populärer Wissenschaftsvorführung und in den Händen umherziehender Elektrisierer auf dem Jahrmarkt als Heilmittel angeboten. Beispielhaft lässt sich an der Elektrizität zeigen, wie die frühe Wissenschaft eine Entmystifizierung der Welt durch die Heraufbeschwörung neuer magischer Mächte betreibt. Und so haben die Elektrizität von Anfang an auch immer Schriftsteller, Maler und Musiker in ihren Bann gezogen. Im 19. Jahrhundert schließlich wird die Elektrizität durch Telegraf und Dynamo zu einer Kraft, die nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Künste radikal umformt. – Das historisch orientierte Seminar untersucht Elektroästhetiken in Literatur, Malerei und Theater aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert und diskutiert am Beispiel die Wechselwirkungen von Technik- und Kunstgeschichte. |