Literatur |
- Carmen Mörsch, Angeli Sachs, Thomas Sieber (Hg.): Ausstellen und Vermitteln im Museum der Gegenwart, 2017.
- Maren Ziese, Caroline Gritschke (Hg.): Geflüchtete und Kulturelle Bildung. Formate und Konzepte für ein neues Praxisfeld, 2016.
- schnittpunkt (Hg.): Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien, 2009.
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Lerninhalte |
Im Zuge gesellschaftspolitischer Umbrüche sowie feministischer und postkolonialer Theorien verändert sich die gesellschaftliche Funktion von Museen seit Ende des 20. Jahrhunderts sukzessive weg von einem nationalen, identitätsstiftenden und kanonisierenden Hort des Wissens, hin zu einer Plattform für Dialog, Erfahrung und politischen Aktivismus. Vor dem Hintergrund dieses Transformationsprozesses nehmen ethnologische Museen eine besondere Rolle ein, da sie sich aufgrund ihrer kolonialen Verstrickungen den ausgestellten Menschheitsgeschichten vor allem selbstkritisch sowie im Kontext historischer und aktueller Machtverhältnisse neu widmen müssen. Das Landesmuseum Hannover befindet sich in einem solchen reflektierten Prozess: Der Rundgang durch den ethnologischen Teil des Museums, den »MenschenWelten«, wurde 2015 eröffnet und erzählt eine Geschichte der Bewegung von Menschen als »Erfolgsgeschichte der Menschheit auf dem Prinzip der Migration, des Handels und des Austausches von Ideen«. Die politischen, sozialen und kapitalistischen Hintergründe und Bedingungen sowie die kolonialen Kontexte der Ausstellungsnarration und -exponate werden dabei weniger betrachtet geschweige denn kritisch hinterfragt. Das Thema der Migration auf Wasserwegen soll daher unter differenzierten Gesichtspunkten auf seine Aktualität hin befragt und neu aufbereitet werden. Dafür soll im letzten Teil der ethnologischen Ausstellung, der als »WechselWelten« regelmäßig verändert wird, ein Ausstellungsprojekt der Organisation SOS Humanity gezeigt werden, das an Bord der Humanity 1 im Hafen von Siracusa in Sizilien im Sommer 2023 umgesetzt wurde. SOS Humanity ist eine Organisation, die auf dem zentralen Mittelmeer für zivile Seenotrettung im Einsatz ist. Die Fotoausstellung wirft in Form von Fotografien, Video- und Toninstallationen aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven ein Licht auf die Such- und Rettungsarbeit der NGO und stellt dabei sowohl die Lebensbedrohung von Migration über Wasserwege als auch die politischen, gewaltvollen und diskriminierenden Verstrickungen und Kontinuitäten davon ins Zentrum. Die multimediale Ausstellung soll von April bis September 2025 im Landesmuseum in Dialog mit der Sammlungspräsentation in den »MenschenWelten« sowie mit bislang nicht gezeigten Objekten aus der Sammlung gebracht werden. In dem Seminar setzen wir uns vor dem Hintergrund theoretischer und konzeptioneller Fundierung mit der musealen Darstellung von Migration und ziviler Seenotrettung auseinander und entwickeln ein Vermittlungsprogramm für die geplante Ausstellung in den »WechselWelten« des Landesmuseums Hannover. |