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Einen Roman wie "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" in einem Semester lesen zu wollen, zumal in einem Seminar, wäre mindestens sportlich. Aber möglich ist es ja durchaus. Und versuchen werden wir es. Daher könnte eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Seminar sein, vor Beginn der Vorlesungszeit mindestens den ersten Band (von 7 Bänden) gelesen zu haben. Aber: ich würde es gern noch genauer planen und zwar so: Alle Teilnehmer:innen beginnen exakt am 01. Oktober 2024 mit der Lektüre und lesen von da an jeden Tag genau 30 Seiten.
Im Anschluss an die Lektüre machen sich alle jeweils ein paar Notizen, maximal 450 Zeichen. Bis zum Ende der Vorlesungszeit am 7.2.2025 können die gut 4.500 Seiten, die zumindest meine Ausgabe hat, gut bewältigt werden. Aber natürlich gehen auch andere Ausgaben: die günstigste neue (und beste) dürfte momentan diese für 55 € sein: Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, 3 Bände im Schuber. Aber natürlich kann jede:r sich auch zB eine deutliche günstigere, gebrauchte Ausgabe besorgen. Je nach Ausgabe können dann die Richtwerte für die Lektüre pro Tag variieren, werden aber vermutlich zwischen 20 und 30 Seiten liegen.
Es geht weder bei den Lektüre-Notizen noch im Seminar darum, wissenschaftlich Relevantes zu diskutieren. Vielmehr geht es zunächst um die erbarmungslose Selbstverpflichtung der Lektüre und die Dokumentation derselben. Dazu gehört alles, insbesondere das Nebensächliche: die Uhrzeit, Ort und Haltung der Lektüre, die Ablenkungen, der Hunger, die Müdigkeit, das Kranksein, die Zufälle und Assoziationen: Ruinen von morgen, Details, die die Gewohnheit allmählich unsichtbar werden lassen. Im besten Falle teilen wir unsere Begeisterung und verführen uns gegenseitig dazu weiterzulesen.
Daher ist es auch nicht notwendig, sich vorzubereiten, irgendetwas vorab zu wissen oder zu recherchieren., sondern ganz naiv und mit viel Mut zum Scheitern an die Lektüre zu gehen.
Wir können dann ab Ende Oktober einmal die Woche uns über das Nebensächliche und natürlich auch das Besondere austauschen, uns Stellen vorlesen und auch diskutieren, die eigenen Texte ansehen und uns auch darüber freuen, wenn darin wieder alles mögliche steht, aber kein Wort direkt zu Proust. Lange Zeit werden wir in diesem Winter nicht früh schlafen gehen können. |