Viele zeitgenössische Produktionen im Bereich Theater, Tanz und Performance thematisieren Formen des Miteinander-Seins – sei es in Form kollektiver Produktionsweisen, in der künstlerischen Ermächtigung marginalisierter Communities oder mittels partizipativer Rahmenprogramme bei Festivals. Doch welche Formen von Gemeinschaft entstehen hier tatsächlich und welche Ab- und Ausgrenzungsmechanismen gehen damit einher? Was kann und soll der Gemeinschaftsbegriff heute bedeuten?
Vor dem Hintergrund dieser Fragen werden wir uns in diesem Seminar kritisch mit Facetten von „Gemeinschaft“ auseinandersetzen. Ein Blick in die geschichtliche Dimension des Begriffs zeigt, wie er von den politischen Lagern vielfach beschworen wurde und daher bis heute stark aufgeladen ist. Diesem essentialistischen Gemeinschaftsbegriff stellt das Seminar andere, kritische Formen des Miteinander-Seins gegenüber. Wir werden uns mit „Gemeinschaft“ als Verflechtungen der Vielfalt befassen, die sich genreübergreifend, postkolonial und/oder mehr-als-menschlich denken lassen. Dabei werden wir unter anderem das Konzept des pluralen „Mit-Seins“ bei Jean-Luc Nancy erörtern. Ausführlich werden wir uns außerdem mit dem Zusammensein als mehr-als-menschliches Geflecht befassen, wie es Anna L. Tsing anhand von Pilzmyzelen theoretisiert. Die Theorien werden an Beispiele aus der Praxis rückgekoppelt.
Es wird zwei Praxiseinheiten geben, die Raum für eine physisch-experimentelle Annäherung an die Thematik geben. |