Lerninhalte |
Die politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben überdeutlich gemacht, dass die Probleme von Wissen und Wahrheit, mit denen sich die Philosophie seit ihren Anfängen beschäftigt, keine rein theoretischen Probleme sind. Von der Frage, was wir für wahr halten, hängt vielmehr ab, wo die Grenzen unserer gemeinsamen Welt verlaufen. Wissen und Wahrheit haben daher unmittelbar politische Bedeutung. In dramatischer Weise wird dies z.B. dort sichtbar, wo Wahrheiten, die bisher allgemein anerkannt waren, mit Erfolg angegriffen und für unwahr erklärt werden - so etwa als Donald Trump im Laufe seiner Präsidentschaft (2017-2021) durch die Erfindung von 'alternativen Fakten' von sich reden machte. In der Vorlesung sollen solche Phänomene der 'Postfaktizität' (Post Truth) als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit der politischen Erkenntnistheorie genommen werden. Einige der zu behandelnden Fragen lauten: Was ist eigentlich eine Welt und was heißt es, sie zu teilen? Wie können wir unterschiedlicher Meinung sein, ohne dass die gemeinsame Welt zerbricht? Wie können wir uns in einer Welt (epistemisch) orientieren? Was passiert, wenn etablierte Wissenspraktiken diskreditiert werden? Wie wird aus Vertrauen Misstrauen? Welche Rolle spielen Desinformation, Filterblasen und Echokammern? Und was geschieht, wenn die gemeinsame Weltorientierung nicht mehr gewährleistet ist? Wie kommt es dazu, dass das Freund-Feind-Denken auch in der Erkenntnis leitend wird (epistemischer Tribalismus)? Und warum haben Verschwörungstheorien heute eine Renaissance? |