(Dicke) Körper auf der Bühne
"Dicke machen gerne Späße/ Dicke haben Atemnot/ Dicke ham' nix anzuziehn/ Dicke sind zu dick zum fliehen" (M.M. Westernhagen/ "Dicke")
Theater behauptet von sich selbst, bestehende gesellschaftliche Verhältnisse zu hinterfragen, Rollen aufzubrechen, neue Blickwinkel aufzuzeigen. Vergleicht man jedoch bestehende Ensemblekörper und deren Rollen mit tatsächlichen realen alltäglichen Körpern und (Re-) Präsentationen, gerät die Vorstellung, nah am Publikum zu sein, schnell an Grenzen: Wir erleben kein dickes Käthchen von Heilbronn oder keinen dicken Romeo; dicke Menschen sind lustige Ammen und Tanten, staatstragende Patriarchen oder Losertypen. Wo also werden Klischees nicht hinterfragt und gebrochen, sondern reproduziert und somit verfestigt? Wann und wo macht Diversität vor Körpern halt?
In diesem Seminar beschauen wir fremde und eigene Vorstellungen (eigene imaginäre wie auch Theaterinszenierungen), beschäftigen uns mit Blicken und Zuschreibungen und versuchen zu formulieren, wie ein reales Theater der Repräsentation aussehen kann - und wo es das braucht.
Nora Graupner ist Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin. |