Wissenschaft als Beruf sei ein „wilder Hazard“, wie Weber es einst ausdrückte. Auch 100 Jahre nach Webers Rede wird wissenschaftliche Praxis weiterhin prekarisiert: Wissenschaftler:innen hangeln sich von einem befristeten Job zum nächsten, während sie zugleich nach 12 Jahren ohne feste Stelle direkt aus dem Wissenschaftssystem fallen. Derzeitige politische Auseinandersetzungen, wie die #IchBinHanna-Bewegung, thematisieren die prekären Arbeitsbedingungen an Hochschulen und verdeutlichen, dass Wissenschaft selbst von exkludierenden Mechanismen geprägt ist.
Ausgehend von einer Analyse, wonach sich Hochschulen derzeit in einer Prestigekonkurrenz im akademischen Neofeudalismus bewegen, werden in der ersten Hälfte des Seminars die sich daraus ergebenden prekären Arbeitsbedingungen an Hochschulen analysiert und sodann gemeinsam herausgearbeitet, welche demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten der wissenschaftliche Mittelbau (nicht) nutzen kann. In der zweiten Hälfte sollen diese prekären Arbeitsbedingungen subjekttheoretisch gerahmt werden, wodurch die Perspektive einer prekären Pädagogisierung deutlich wird: Das Wissenschaftssubjekt als „Nachwuchs“ wird infantilisiert.
Das Seminar schließt mit Überlegungen, wie eine Mobilisierung der prekären Arbeitsbedingungen und eine Politisierung der infantilisierenden Wissenschaftler:innen organisiert werden kann. Durch eine gesellschaftskritische Beleuchtung von Wissenschaft soll die Relevanz erziehungswissenschaftlicher Hochschulforschung gemeinsam nachvollzogen werden.
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