Lerninhalte |
Für Effi Briest scheint ein Klebebildchen auf einer Stuhllehne zu genügen, die Besucher von Hill House beunruhigt ein verzerrter Winkel hier, ein zufälliges Aufeinandertreffen von Himmel und Dach da, den namenlosen Erzähler Edgar Allan Poes versetzt das melancholische Rauschen der Totenhemden in namenlosen Schrecken, und für den eifrigen Grusellehrling der Brüder Grimm tut es nicht einmal das Kegeln mit Totenschädeln. Angesichts dieser Vielfalt soll es in diesem Seminar nicht allein darum gehen, welche Anlässe die Protagonisten dieser und anderer Werke in Furcht, Angst und Schaudern versetzen. In den Fokus rücken wird vielmehr die künstlerische Gestaltung dieser Gefühle in der Fiktion (und die narrativen Taktiken zu deren potentieller Übertragung auf die Leserschaft).
Daher werden auch Werke berücksichtigt, die der Kinder- und Jugendliteratur zuzuordnen sind. Die Lektüreauswahl orientiert sich auch nicht allein an den einschlägigen Archetypen oder Handlungsorten, sondern zudem an Grenzüberschreitungen zwischen Geschlechtern, Räumen, Entwicklungsgraden und anderen Kategorien, wobei der Unterschied zwischen Leben und Tod nur einer unter den fraglichen Gegensätzen ist. Zu diesen unheimlichen Entgrenzungen gehören aber auch solche zwischen literarischen Strukturen, Perspektiven und Gattungen. |