Lerninhalte |
In diesem explorativen Seminar, wollen wir die Frage nach dem Verhältnis von Emotionen, Sinnlichkeit und Kritik im Spannungsfeld gesellschaftlicher Verhältnisse und dem Politischen stellen. Foucault und Butler haben in ihren Theorien gezeigt, inwieweit die Subjekte Produkte gesellschaftlicher Machtverhältnisse sind. Unser "Fühlen-Denken-Handeln" wird über verschiedene gesellschaftliche Formationsprozesse, in Familien, Schulen, Bildungsanstalten, Arbeitsverhältnissen, Freundschaften herausgebildet. Hierüber werden auch unsere Emotionen und unsere Sinnlichkeit geformt. Agnes Heller hat dargelegt, wie wir unsere Emotionen unter gesellschaflich-historischen Konstellationen erwerben und erlernen. Es scheint, als würden wir unser Fühlen, unsere Emotionen und unsere Sinnlichkeit in den Dienst einer je spezifischen Gesellschaftsform stellen, als wären diese untergeordnete Instanzen, die sich je nach Gesellschaftsform regulieren ließen.
Diese Diagnose ist der Anlass, uns in dem Seminar auf die Suche nach widerständigen Potentialen in den Emotionen und der Sinnlichkeit zu machen. Wenn die Diagnose stimmt, dass ein Großteil des Fühlens, Wahrnehmens, Spürens gesellschaftlich geformt ist, gibt es dann für die Subjekte etwas "Eigenes", dass sie gegen diese aufoktroyierten Weisen des Fühlens und Empfindens, des Wahrnehmens und Spürens, in Anschlag bringen können? Ist dieses "Eigene" in den Emotionen oder der Sinnlichkeit etwas, dass uns eine Kritik gegenwärtiger Verhältnisse ermöglicht oder das in besonderer Weise neue Formen des Politischen ermöglicht? Gibt es widerständige Praktiken des Fühlens und der Sinnlichkeit? Muss dieses "Eigene" als etwas "Authentisches" verstanden werden oder gibt es Möglichkeiten, dies auch anders, z.B. als transformative Auseinandersetzung mit aufoktroyierten Weisen des Fühlens und Empfindens zu beschreiben? Was für Konsequenzen ergeben sich aus diesen Einsichten für das Politische und insgesamt für eine kritische Reflexion gesellschaftlicher Formationsprozesse?
Wir werden erkunden, ob und inwiefern in den Emotionen, dem Fühlen, der Sinnlichkeit, dem Wahrnehmen eine kritische Dimension enthalten ist. Dazu werden wir uns ein breites Spektrum von Theorien ansehen, die gesellschaftskritisch, phänomenologisch, kulturwissenschaftlich und ästhetisch Erkenntnisse für die Klärung dieser Fragen liefern.
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