Literatur |
- Diana Taylor, The Archive and the Repertoire: Performing Cultural Memory in the Americas, Durham/London: Duke University Press 2003.
- Dorota Sajewska: Körper-Archiv. Wie performative Künste die affektive Interdependenz von Wissen und Geschichte vermitteln, in: INSERT. Artistic Practices as Cultural Inquiries, 1/2021, https://insert.art/ausgaben/zonen-der-gegenwart-praktiken-der-annaeherung/koerper-archiv/
- Knut Ebeling / Stephan Günzel (Hg.), Archivologie. Theorien des Archivs in Philosophie, Medien und Künsten. Berlin: Kulturverlag Kadmos 2009.
- Fabiana Ex-Souza, Réactualiser l’archive, réécrire l’histoire: des pratiques artistiques décoloniales, in: Revue Asylon(s), Nr. 15, 2018, http://www.reseau-terra.eu/article1406.html
- Eva Knopf et al. (Hg.), Archive dekolonialisieren. Mediale und epistemische Transformationen in Kunst, Design und Film. Bielefeld 2018.
- Andreas Wolfsteiner et al. (Hg.), LIVE ART DATA. New Strategies in Theatre Archiving/ Neue Strategien der Theaterarchivierung. Scotland // Niedersachsen. Hildesheim: Universitätsverlag Hildesheim 2021. |
Lerninhalte |
Geschichtsschreibung ist zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kunst, Theorie und Praxis. Das Wissen um Ereignisse, Sachverhalte, Produkte und ihre historische Zeit soll festgehalten, belegt, erschlossen und vermittelt werden. Dabei handelt es sich allerdings zugleich um Prozesse der Selektion und Hierarchisierung, denn sie sind oft verbunden mit dem Anliegen einer zielgerichteten (Selbst- oder Zweck-)Beschreibung von Institutionen, akademischen Disziplinen oder auch künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis. In dem Wissen, dass das was wir heute dokumentieren, sammeln und archivieren dem Vergessen entrissen werden und der späteren Wissenserschließung dienen soll, zeigt sich eine auf die Zukunft ausgerichtete Kulturtechnik, deren Praktiken auch immer auf ihr Material, ihre Medien und Techniken, ihre Orte und Institutionen sowie letztlich auf die Frage nach ihrem Wahrheits- bzw. Wirklichkeitsgehalt, ihrem Ziel und Zweck verweisen. Was dokumentieren und zeichnen wir überhaupt auf? Was wird als der Dokumentation, Sammlung und (Auf-)Bewahrung würdig erachtet? Was findet in der Folge den Weg in ein Archiv und falls ja, in welches? Nach welchen Kriterien wird ‚Theater‘ überhaupt archiviert? Diese Fragen stellen sich umso eindringlicher blicken wir auf jüngere Forderungen wie "Queering the Archiving" (z.B: Zepeda 2018), "Archive dekolonialiseren" (z.B. Knopf et al. 2018) und die ganz grundlegenden und vielfältig von post- und dekolonialen, gender- ableismus- und klassenkritischen Ansätzen formulierten Einwände gegen eine westlich ausgerichtete Geschichtsschreibung (vgl. Ex-Souza "Réactualiser l’archive, réécrire l’histoire").
Das Seminar will daher nach dem Vehältnis von Archivpraxis und Geschichtsschreibung fragen, das gerade mit Blick auf die Theatergeschichte einige Besonderheiten aufweist, die eine Ré-ecriture vor dem Hintergrund gegenwärtiger Debatten mit Blick auf theatrale Wissensordnungen dringlich erscheinen lässt. Zentrale Texte zu Archivtheorie- und praxis sowie zur Geschichtsschreibung sind ebenso Teil des Seminars wie auch eigene Rechercheprojekte, die versuchen dieser Dringlichkeit nachzugehen.
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