Literatur |
Nishida, Kitaro: "Selbstidentität und Kontinuität der Welt", übers. v. Elmar Weinmayr, in: Ohashi, Ryosuke: Die Philosophie der Kyôto-Schule: Texte und Einführung. 2., erw. und mit einer Einf. vers. Aufl., Freiburg: Alber, 2014. |
Lerninhalte |
Nishida Kitaro (1870–1945) gilt als Begründer der Kyoto-Schule und damit als Wegbereiter der modernen Philosophie Japans im Sinne einer Synthese von westlichen und ostasiatischen Denkansätzen. Ausgehend von seiner frühen Philosophie der „reinen Erfahrung“ als einer Weise des Erlebens, die der dualistischen Spaltung in Subjekt und Objekt vorausgeht und diese zugleich begründet, entwickelt Nishida seinen Ansatz anhand zentraler Begriffe und Theorien wie dem „Selbstgewahren“ oder der „Logik des Ortes“ kontinuierlich weiter. Seine Schriften stellen weniger gesicherte Ergebnisse mit fixen Konzepten dar, als dass sie Nishidas Denken im Prozess des Übergangs von einem Ansatz zum nächsten dokumentieren, der sich aus einem wiederholten Kreisen um und in fluiden Begriffen ergibt. Diese Vorgehensweise entspricht Nishidas Suche nach einer nicht-substantialistischen Philosophie, welche die klassische Substanzontologie durch relationale, prozessuale, dialektische und topologische Ansätze zu überwinden versucht und sich dabei zugleich westlicher als auch buddhistischer Denkweisen bedient.
Eine der wichtigsten Wendepunkte auf Nishidas Denkweg zeigt sich in der Transformation seines Ort-Gedankens. Dieser kann zunächst als eine feldartige Weite verstanden werden, die Entitäten, Relationen und Prozesse in sich entstehen und aufeinander wirken lässt, selbst aber ein unbestimmtes „Nichts“ darstellt, das sich in keiner begrifflichen Ordnung fassen lässt. Während Nishida diesen „Ort“ ursprünglich in rein idealistischer Weise denkt, konkretisiert er ihn in seinem späteren Schaffen zum Begriff der „Welt“. Die Welt ist für Nishida ein Ort oder Feld immanenter Transzendenz, das in widersprüchlich-selbstidentischer Weise ideelle, materielle, biologische und soziale Aspekte in sich umfasst und sich in Akten der Selbst- und Wechselgestaltung kontinuierlich in sich selbst hinein vertieft. Im Seminar beschäftigen wir uns mit Nishidas Aufsatz „Selbstidentität und Kontinuität der Welt“, der vor allem von Hegels Dialektik und Leibniz‘ Monadologie beeinflusst ist und diese Ansätze zugleich weiterzuentwickeln versucht. |