„Nothing about us without us!“, so lautet die Parole unter der sich maßgeblich 1960 Menschen mit Behinderung sammelten, um gegen Bevormundung und Ausgrenzung seitens der Mehrheitsgesellschaft zu protestieren.
Auch knapp zwölf Jahre nach der Verabschiedung der viel rezitierten UN-Behindertenrechtskonvention scheinen die damaligen Anliegen der ‚Bewegung mit Behinderung‘ höchst relevant. Auch heute geht es der Mehrheit der Personen mit Behinderung um Sichtbarkeit, Inklusion, Teilhabe und Zugänglichkeit, auch im deutschen Kunst- und Kultursektor.
Doch wo ist derzeit Behinderung, wo sind die mit ihr oftmals verbundenen Termini innerhalb der Kulturwissenschaften zu verorten? Inwieweit lässt sich bspw. mit Foucault die Behinderung philosophisch novellieren? Welche Barrieren stellen sich gegenwärtig Künstler*innen mit Behinderung? Welche Herausforderungen stellen z.B. (akademischer) Ableismus, ‚inspiration porn‘ und ‚abledsplaining‘ an behinderungssensible (Kultur)Organisationen oder Künstler*innenkollektive? Wie steht es derzeit um eine Kulturpolitik mit Behinderung? Was bedeuten „access“ und „aesthetics of access“? Was meint „mixabled“ bzw. „mixabled Dance“? Welche (fotografischen) Blicke auf Behinderung finden sich innerhalb der Gesellschaft? (Wie) haben Personen mit Behinderung vor, auf, hinter der Bühne oder im Film teil? Wie steht es um eine Literatur mit Behinderung? Was ist mit Musik, zum Beispiel von T!auben Musiker*innen? Welche Perspektiven auf Intersektionalität bietet/en derzeit die Community mit Behinderung sowie die Disability Studies? Und ist die Zukunft wirklich für alle zugänglich, wie manche* Behindertenaktivist*in gegenwärtig behauptet?
Diesen und weiteren Fragen nähern wir uns transdisziplinär im Seminar. Dieses richtet sich an Studierende sämtlicher Studiengänge des Fachbereich 2, sowohl Studieneinsteiger*innen, aber auch an Fortgeschrittene. Anhand von zeitgenössischen Texten, Clips und Filmen erarbeiten wir uns so gemeinsam einen gegenwärtigen Stand zur Kunst und Kultur mit Behinderung. So gilt es zu beachten, dass diese Lehrveranstaltung sehr arbeitsintensiv ist. Sie dient als Einführungsveranstaltung zu Isabel Schwenks Seminar „Ästhtetik(en) des Zugangs“.
Darüber hinaus seit/sind ihr/Sie gefragt: Was braucht ihr/brauchen Sie (an Zugängen) für eine ‚relaxte‘ Seminarteilnahme? Habt ihr/haben Sie noch Themen, die ihr/Sie gern besprechen wollt?
Dann meldet Euch bitte unter: solbrigs@uni-hildesheim.de
Steven Solbrig, weiß, gender questioning, mit Behinderungseinrichtungs- sowie Ost-Erfahrung, arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit unterschiedlichen (künstlerischen) Formaten zur Post Development Theory, zu Faschismus, Rassismus, Sexismus sowie zu Ableismus und Crip Theory. Steven schreibt manchmal u.a. über eigene Diskriminierungserfahrungen. Unter „Inklusive Kulturvermittlung“ coacht Steven seit mehreren Jahren Vereine, Organisationen etc. zu Inklusion und Barrierefreiheit im Kunst- und Kulturbereich aus der Perspektive der Disability Studies. Als Teil des Performanceduos „Jane Blond and that Stevil Kniewel“ arbeitet Steven derzeit performativ zu Assistenz, Care und Pflege aus der Sicht von Personen mit Behinderung. Für mehr Info: stevensolbrig.de |