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Große Erwartungen haben wir an ... Doch warum ... er-warten, warum auf ... warten, warum warten? Er-warten wir ... nicht, warten wir nicht darauf, dass ... kommt, gehen wir darauf zu: heute, jetzt, nicht eines Tages! Und wenn ... zu groß für uns ist, dann war unsere Erwartung zu groß; gehen wir heute, jetzt, nicht eines Tages auf eine kleinere Erwartung zu. Und was, wenn wir gar nichts erwarten, ohne Erwartung sind? Was macht das mit uns? Vielleicht, dass wir im jetzt und heute sind, nicht in Er-wartung. Nicht auf der Suche sein, eine erfundene Erwartung eines Tages vorzufinden, nicht sich darauf einstellen, dass das Erwartete vielleicht nie gekommen sein wird.
Wir wollen Dinge tun/Tun erfinden, von denen/an die wir keine Erwartungen haben und es einfach er-leben. Wir wollen an uns versuchen zu lernen mit Zeit umzugehen, dem Jetzt nicht entgegen zu gehen, sondern schon dort zu sein. Wir wollen z.B. in Resonanz kommen mit uns, mit Anderen und mit Anderem - ganz nach Hartmut Rosas soziologischem Ansatz.
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Kurz gesagt, wir wollen uns in Muße üben. Und wir wollen das mittels Musik oder zumindest mittels musikalisch gemeintem Tun machen. Wir wollen Musikinstrumente und Nicht-Musikinstrumente so spielen, wie sie es nicht von uns erwarten; wir wollen mit Musikapps und anderen Musikmaschinen Spiele machen, die sie nicht von uns erwarten; wir wollen nicht Musiken spielen und einüben, wir wollen mit den Dingen spielen wie mit Spielzeugs, ohne Erwartungen, ohne Bühne, Aufführung und Publikum auch nur zu erwarten oder zu wollen; wir wollen gegenseitig von uns nichts erwarten; und wir wollen er-leben, was das mit uns macht und was unsere Erwartungen daran mit uns macht. Vielleicht kommen dann Erwartungen auf uns zu, die wir nicht erwartet hätten.
Sowas erwarten wir vom Sommer 2020 auf dem Kulturcampus Hildesheim. Das ist unsere Erwartung, die wir schon heute und jetzt (er)leben so gut wir können - macht doch mit!
Habt ihr einen anderen Text erwartet? Eher so?
"Muße stiftet die Möglichkeit eines wachen Innehaltens, eines reflektierenden Zu-Sich-Kommens, einer Selbst-Vergewisserung und - als Konsequenz daraus - die gesteigerte Möglichkeit der Selbstbestimmung oder 'Selbststeuerung'. Muße ist dann gleichbedeutend mit einem Erfahrungsraum, in dem das Diktat einer getakteten, drängenden Zeit zumindest vorübergehend aufgehoben ist. Die Suche nach einem Innehalten im umtriebigen Alltag, die Hoffnung auf einen Freiraum zur Selbstfindung und Selbstvergewisserung kann sich deshalb als Wunsch nach Muße artikulieren....Als das 'Andere der Arbeit' ist Muße jedoch nur negativ und unzureichend bestimmt, denn nicht jede arbeitsfreie Zeit ist per se Muße. Wäre Muße arbeitsfreie Zeit, so könnte sie auch durch Konsumautomatismen, suchtartige Verhaltensweisen, durch geistige Abwesenheit, durch mentale Dissoziation und Zerstreuung gekennzeichnet sein. Aber von all dem ist Muße ebensoweit soweit entfernt wie von Arbei." (Jochen Gimmel, Tobias Keiling et al.: Konzepte der Muße, S. 2/3)
oder so?
"Als geistige Sammlung ist die positive Seite der Befreiung von äußeren Zwängen und 'Lebenszerstreuungen' die Konzentration auf das Innere. Aber bei dieser darf es nicht bleiben, soll die Muße nicht zu bloßer Besinnlichkeit werden. Daher wird eine weitere Abgrenzung und Präzisierung nötig, um den exemplarischen Fall der Muße zu bestimmen: Die freie 'Sammlung des Geistes' geschieht 'für einen bestimmten, reellen Lebenszweck', die Gedankenfreiheit wird 'zu einem der eigenen Neigung zusagenden Geschäft benutzt'. Mit der geistigen Sammlung kehrt die Geschäftigkeit zu 'reellen' Zwecken also wieder. Aber das geschäftige Tun ist nun eines geworden, das der eigenen Neigung zusagt und dem eigenen „Lebenszweck“ dient. Was Lebenszweck ist, entspricht jetzt auch der eigenen Neigung. Jedes Individuum eignet sich in der Muße das eigene Tun also als etwas an, das ihm oder ihr nicht als etwas letztlich Fremdes, als Zerstreuung und bloße Geschäftigkeit gegenübersteht, sondern zu ihm oder ihr gehört und den individuellen Präferenzen auch tatsächlich entspricht. Die geistige Sammlung, die in der Muße als negative Freiheit möglich wurde, wird in einer Verwirklichung der wirklich eigenen Absichten realisiert.Muße ist demnach nicht einfach Einkehr nach Innen, keine Träumerei oder private Besinnlichkeit." http://mussemagazin.de/2015/01/musse/
Ulrich Schnabel: Muße https://www.youtube.com/watch?v=u3K_wNqIiwM
Hartmut Rosa (Min. 2:08) https://www.youtube.com/watch?v=i5G0sD-Xn2c (Min. 17:55) https://www.youtube.com/watch?v=YjDAzbqZiDU
George Brecht: Incidental Music excerpt https://www.youtube.com/watch?v=0n9818oCbJo
Literatur z.B.:
Hartmut Rosa: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung
Ulrich Schnabel: Muße. Vom Glück des Nichtstuns
Jochen Gimmel, Tobias Keiling et al.: Konzepte der Muße
Hans-Dieter Bahr: Zeit der Muße - Zeit der Musen
Wolfgang Nahrstedt: Die Wiederentdeckung der Muße
John Cage: Silence
Robert Filliou: Lehren und Lernen als Aufführungskünste
Yoko Ono: Grapefruit. A book of instructions
Volker Schürmann: Muße |