Die wissenschaftliche Beachtung von ‚Kinderzeichnungen‘ erfolgte bisher vornehmlich dann, wenn man sich davon Rückschlüsse über die kindliche Entwicklung oder die seelische Verfasstheit der jungen Menschen versprach. Als Artefakte, die uns über historische und politische Ereignisse Auskunft geben, geraten sie bisher eher selten in den Blick.
Ohnehin handelt es sich dabei um rare Quellenbestände, denn den Zeichnungen von Kindern kam und kommt in der Regel nur wenig Aufmerksamkeit zu. Während sie häufig minder beachtet entsorgt wurden, stellt ihre Archivierung eine Ausnahme dar. Und doch begleiten zeichnerische und malerische Selbstdokumente von jungen Menschen die Geschichte der Kinder in der Moderne, samt der Kriegsgeschehen und Menschheitsverbrechen im 20. und - dem noch jungen - 21. Jahrhundert. Was aber erfahren wir über die historischen und politischen Ereignisse, unter denen sie entstanden? Was erfahren wir über die Sicht ihrer Urheber_innen auf die Geschehnisse?
In dem Seminar sichten wir interdisziplinäre Ansätze der Auswertung von Kinderzeichnungen. Anhand ausgewählter Quellenbestände werden wir methodologische und methodische Fragen eruieren, diskutieren und einzelne Zugänge erproben.
Das Seminar ist als Forschungswerkstatt konzipiert. |