Lerninhalte |
Die religiöse Organisation des Sozialen gehört seit jeher zur Tiefengrammatik des deutschen Wohlfahrtsstaates. Dennoch ging die sozialpädagogische Disziplin - ganz im Einklang mit der Säkularisierungsthese - lange Zeit davon aus, dass Religion im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Theoriebildung keine Rolle zu spielen habe. Während die Religionssoziologie bereits seit längerer Zeit einen Abschied von der klassischen Säkularisierungsthese vollzogen hat, finden in der Sozialen Arbeit religionsbezogene Diskurse weitgehend dezentral, disparat und häufig konjunkturell statt. Die sozialpädagogische Praxis ist jedoch - etwa durch Konflikte im Kontext des kirchlichen Arbeitsrechts, im Rahmen religiöser Pluralisierungsprozesse sowie durch Berührungspunkte mit noch relativ neuen, glaubensgemeinschaftlichen Trägern - vielfach sowie konstant religiös herausgefordert und daher als Profession darauf angewiesen, in ihrer wissenschaftlichen Disziplin einen systematischen Ort für den ‚Gegenstand Religion‘ vorzufinden. Gegenwärtig sind erste Systematisierungsbemühungen erkennbar, die - im Rahmen einer sich derzeit konstituierenden Arbeitsgruppe - darauf abzielen, relevante Themenfelder zu identifizieren, im Rahmen derer sich religionsbezogene Fragestellungen in die sozialpädagogische Theoriebildung einbetten lassen können.
Das Seminar „Soziale Arbeit und Religion“ ist als Lektüreseminar konzipiert und soll einen theoretisch informierten Überblick über die oben genannten Themen und Diskurse geben. Dabei werden religionssoziologische Grundlagen sowie ein Überblick über wohlfahrtsstaatliche Entwicklungs- und Transformationsprozesse vermittelt, um ein fundiertes Verständnis für die Herausforderungen zu ermöglichen, denen sich die Soziale Arbeit angesichts des ‚Gegenstands Religion‘ gegenwärtig gegenübersieht. Diese werden schließlich im Seminar auf drei Ebenen diskutiert: der Ebene der Organisation, der Ebene der Adressat*innen sowie der Ebene der Profession.
|