Das Ziel des Projekts besteht darin, Handlungsleitlinien für die Diagnostik von umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (UESF) bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu entwickeln, sodass die Gültigkeit und die Fairness einer solchen Diagnose erhöht wird. Auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse soll geklärt werden, welche diagnostischen Informationen herangezogen werden müssen, um bei einem lernschwachen Kind mit DaZ sicher differenzieren zu können, ob Lernprobleme die Folge einer unzureichenden Entwicklung in der Zweitsprache sind oder Ausdruck einer UESF. Es soll geklärt werden, welche diagnostischen Materialien beim Vorliegen mangelnder Deutschkenntnisse eine hohe Gültigkeit der UESF-Diagnose sicherstellen.
Neben der Sichtung und theoretischen Diskussion der bisherigen Erkenntnisse und Befunde zur Lese-Rechtschreibentwicklung bei Kindern mit DaZ sowie der gängigen Testverfahren im deutschsprachigen Raum verfolgen wir dazu bislang zwei empirische Forschungsansätze:
In Kooperation mit dem Projekt D2 (Frankfurt) des LONDI-Verbunds findet eine umfangreiche Datenerhebung zur Lernentwicklung im Lesen und Schreiben bei Kindern mit und ohne DaZ und zu den möglichen Einflussbedingungen wie phonologische Informationsverarbeitung und Sprachstand in Deutsch statt. Diese Studie wird uns darüber Auskunft geben, ob die Leistungen und insbesondere die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben von Kindern mit DaZ durch ähnliche oder andere Einflussfaktoren zustande kommen als bei Kindern ohne DaZ.
Zum anderen beschäftigen wir uns mit den methodischen Möglichkeiten, die in Rechtschreib- und Lesetests verwendeten Aufgaben zu identifizieren, die möglicherweise für Kinder mit DaZ besonders schwierig sind und damit nicht fair messen. Anhand bereits vorhandener Datensätze sollen diese Analysen dazu beitragen, in einem späteren Schritt zu Aussagen über geeignete Tests bzw. geeignetes Wortmaterial zu gelangen.
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