Literatur |
Benthien, Claudia u. Stephan, Inge: Männlichkeit als Maskerade. Kulturelle Inszenierungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2003.
Bourdieu, Pierre: Die männliche Herrschaft. 6. Aufl. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2021.
Connell, Raewynn: Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeit. 4. Aufl. Wiesbaden: Springer 2015.
Mosse, George L.: Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit. Frankfurt
Tholen, Toni: Deutschsprachige Literatur. In: Stefan Horlacher u.a. (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: J. B. Metzler 2016. |
Lerninhalte |
Was ist Männlichkeit? Auch wenn der männliche Körper – mit Akzentuierung auf vermeintliche ‚Natürlichkeit‘ resp. biologische Determiniertheit – vielfach im Vordergrund des Interesses steht, so ist es doch vor allem die Kulturgeschichte, die als Direktive für Männlichkeitspraxen dient. In Mythos, Literatur, darstellender Kunst und Werbung lassen sich unzählige virile Leitbilder finden, die idealisierte und zu Stereotypen der Männlichkeit neigende Aspekte wie Kraft, Disziplin, Schmerzüberwindung, Rationalität und Mut verkörpern. Doch auch Darstellungen des männlichen Körpers selbst dienen als Projektionsfläche für die konzise Vorstellung eines Ideals, wie es bspw. Johann Joachim Winckelmanns Betrachtung der Laokoon-Gruppe luzide aufzeigt: Gestählte Muskeln sind als Sinnbild für Gesundheit und Stärke zu deuten, die jeglichen Verdacht auf Anzeichen des Verfalls verdrängen; es sind Körper, die selbst angesichts eines fatalen Todeskampfes zuverlässig funktionieren, deren Linearität mit gleichförmigen Konturen als hermetisch abgeschlossene Systeme sich überdies als unnachgiebig gegenüber jeglichen Verformungen und äußeren – vor allem ‚weiblichen‘ – Einflüssen erweisen. Bei den vermeintlich idealtypischen Männlichkeitsvorstellungen handelt es sich um diskursive Konstrukte und Erzählungen, die fragil, krisenanfällig und verhandelbar sind. Es gibt zudem nicht ‚die‘ Männlichkeit, sondern der Begriff ist im Plural zu denken: DIE ‚Männlichkeit‘ pluralisiert sich in einer Vielzahl von Konfigurationen. Dieses Seminar widmet sich den facettenreichen Konzepten und narrativen Inszenierungen von Männlichkeiten in der Literatur (Anfang 20 Jh. bis Gegenwart), wobei im Besonderen ein Schlaglicht auf diejenigen geworfen wird, die entweder nicht repräsentativ im Sinne der monolithischen Leitbilder sind – so bspw. auch ‚queere‘ Männlichkeiten –, oder mit den Anforderungen einer unter der „männlichen Herrschaft“ (Pierre Bourdieu) stehenden Gesellschaft in Konflikt geraten und scheitern.
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