Die Traumdeutung eröffnet um 1900 das Jahrhundert der Psychoanalyse. Hier entwickelt Freud eine Methode symbolischer Deutung, die exemplarisch für das psychoanalytische Verfahren überhaupt gelten kann. Sie vollzieht unbewusste Sinnverschiebungen nach, um die Struktur eines verdrängten Sinns offenzulegen, der dem sprechenden Subjekt verborgen war.
Verborgen war für Freud v.a. eines: verdrängte Sexualität. In einer strukturalistischen Lesart kann die Methode aber von aller Psychologie abgelöst werden. So wird nach dem Unbewussten des Textes gefragt: den Regeln, die den Text strukturieren, ohne von dem*der Autor*in gewusst zu werden. Es ist der blinde Fleck, von dem der Text nicht sprechen kann.
In solch einer Lektüremethode wollen wir uns versuchen. Dafür lesen und diskutieren wir zunächst Freud selbst. Im zweiten Teil erproben wir in Gruppen die Praxis an eigenen Erzeugnissen. Dafür können Traumtagebücher vorbereitet werden, aber auch jedes eigene kreative (nicht nur schriftliche!) Erzeugnis herangezogen werden. Die ganze Welt kann als Text gelesen werden, der etwas zu verbergen hat. |