Unter dem Titel Entartete Kunst fand 1937 die bekannteste Propagandaausstellung der NS-Zeit im Galeriengebäude des Münchener Hofgartens statt. Sie zeigte zuvor aus 30 Museen beschlagnahmte Kunstwerke mit dem Ziel der öffentlichen Diffamierung der damaligen Avantgarde. Ihre hetzende Rhetorik setzte auf das Schüren von antisemitischen und antikommunistischen Ängsten. Parallel dazu wurde die Große Deutsche Kunstausstellung im neu gebauten und in direkter Nachbarschaft liegenden Haus der Deutschen Kunst (heute: Haus der Kunst) eröffnet. Deutlich wird an der Gegenüberstellung der beiden Ausstellungen nicht nur die bedeutende Rolle der Kunst im NS, sondern auch wie gezielt unterschiedliche Displayverfahren im Sinne der faschistischen Ideologie eingesetzt wurden.
Im Zentrum des Seminars steht eine genaue Analyse des Verhältnisses von Kunst, Ausstellungspolitik und NS-Propaganda. Ein weiterer Schwerpunkt ist dem Umgang mit dem NS-Erbe nach 1945 gewidmet. Im Rahmen dessen spielen die Gründung der documenta und die Bedeutung expressionistischer Kunst ebenso eine Rolle wie heutige kuratorische und künstlerische Ansätze, die sich kritisch mit der Kunst- und Ausstellungpolitik des NS auseinandersetzen und die Verstricktheiten der eigenen institutionellen Geschichte mit dem damaligen Regime in den Fokus rücken.
Das Seminar umfasst eine Exkursion zum Sprengel Museum Hannover (24./25. Mai), das als Teil der Sammlungsausstellung Abenteuer Abstraktion von der Moderne bis zur Gegenwart im Frühjahr 2023 einen neuen Bereich zum Thema „Kunst und Künstler*innen in Hannover im Nationalsozialismus“ eröffnet hat. Teil der Exkursion wird ein Gespräch mit Beteiligten dieser Präsentation sein. Ein weiterer Gastbeitrag ist in Planung.
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