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Von Anfang an ist die Moderne durch eine Krise der Wahrnehmung gekennzeichnet, die einhergeht mit einer tiefgreifenden Umformung der Subjektivität in der westlichen Welt im Zuge von Industrialisierung und Kapitalisierung des Lebens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Einerseits ist die Wahrnehmung durch die Erfahrung der Fragmentierung, der Zersplitterung, der Zerstreuung und des „Schocks“ (Benjamin) geprägt, andererseits kommen neue, disziplinäre Normen und Praktiken der Aufmerksamkeit auf. Leben erscheint als Flickwerk zusammenhangsloser Zustände und diskontinuierlicher Zeit-, Raum- und Körpererfahrungen, hervorgerufen von umfassenden visuellen, akustischen und taktilen Attraktionen. Um der Gefahr der sozialen Krise subjektiver Desintegration zu begegnen, sollen Individuen sich im Sinne eines Vermögens der Aufmerksamkeit definieren und formen. Das Seminar untersucht auf Grundlage der Forschung zur Aufmerksamkeit von Jonathan Crary, wie parallel zum Erscheinen neuer technologischer Formen von Spektakel, Schaustellung, Bildprojektion und Attraktion die Vorstellung von Wahrnehmung und Aufmerksamkeit transformiert wurde; und – damit einhergehend – wie sich über die sozialen und institutionellen Konstruktionen von Erfahrung und Subjektivität moderne Effekte der Macht konstituieren.
Grundlegende Literatur: Jonathan Crary, Aufmerksamkeit. Wahrnehmung und moderne Kultur, Frankfurt am Main, Suhrkamp 2002.
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