Der Begriff des "Radikalen" ist in der Filmwissenschaft unscharf definiert und bezieht sich meist nur auf den politischen Dokumentarfilm der 1960er und 1970er Jahre. Für dieses Seminar wollen wir den Begriff etwas dehnen und auf subversives und tabubrechendes Kino ausweiten und untersuchen, was Radikalität, Subversivität und Transgression ausmacht - und in welchen Ausformungen sie sich filmisch manifestieren. Wie positioniert sich Radikalität im Hinblick auf das Kino und Film im Allgemeinen? Welche Formen radikalen Ausdrucks gab es in der Filmgeschichte, und wie hängen sie mit sozialen und gesellschaftlichen Umbrüchen zusammen? Was macht den Reiz des filmischen Tabubruchs für die Filmemacher und das Publikum aus?
Uns werden dabei sowohl die inhaltliche Transgression, die politische und soziale Radikalität, als auch die experimentellen Formen der Inszenierung beschäftigen.
Von der Brechtschen Theorie des "epischen Theaters" zur Agitation der 1968er Generation, zur den Provokationen und psychosozialen Performance-Filmen der Wiener Aktionisten, den Experimenten von Andy Warhols Factory und Kenneth Anger, dem Verweigerungskino von Vlado Kristl, dem Bad-Taste Camp von John Waters zum Underground des New Yorker Cinema of Transgression bis zu aktuellen Filmen, die in mit ihrem radikalen Gestaltungswillen die Geschmacksgrenzen und Sehgewohnheiten neu zu definieren suchen.
Und wir wollen uns die Frage stellen, was Radikalität in unserer heutigen Zeit noch bedeutet und auf welche Weise sie genutzt werden kann.
Disclaimer: Dem Thema entsprechend werden im Semiar Filmbeispiele und Ausschnitte aus Filmen zu sehen sein, die Tabus und Geschmacksgrenzen brechen. |