Bemerkung |
Die Vorlesung ist offen für alle, richtet sich aber eher an fortgeschrittene Studierende. Grundkenntnisse in Erkenntnistheorie sind sehr von Vorteil.
Als Studienleistung ist ein Vorlesungstagebuch anzufertigen, das nach bis Ende September im Learnweb (nicht LSF!) hochzuladen ist.
Modulabschlussprüfung: Hausarbeit. Sollte es im Sommer wieder möglich sein, werden auch mündliche Prüfungen als Präsenzprüfungen angeboten. |
Lerninhalte |
Erkenntnistheorie dreht sich traditionell um Wissen und Wahrheit. Diese Begriffe sind aber keine Erfindungen der Philosophie, sie haben vielmehr einen Sitz in unserer Lebenspraxis. Wissen und Wahrheit haben daher auch eine lebenspraktische (ethische und politische) Bedeutung - was vor allem dort deutlich wird, wo die Standards von Wissen und Wahrheit ins Rutschen zu kommen scheinen. Diese Vorlesung möchte versuchen, das Feld der Erkenntnistheorie im Zeitalter von Desinformation und 'Post Truth' neu zu erschließen. Im Mittelpunkt steht dabei die alltägliche soziale Praxis des Wissens. Die leitenden Fragen sind nicht 'Was ist Wahrheit?' oder 'Was kann ich wissen', sondern vielmehr 'Was ist der Wert der Wahrheit?', 'Was sollen wir als Wissen gelten lassen?' oder 'Worauf vertrauen wir?' Folgt man dieser Spur entdeckt man, dass das Feld der Erkenntnistheorie viel weiter (und vielleicht interessanter) ist als es die traditionelle Erkenntnistheorie sehen lässt. In dieses Feld gehören letztlich auch Fragen wie 'Was will ich eigentlich wissen?', 'Warum können wir manches nicht glauben?', 'Soll ich nicht einfach glauben, was ich glauben will?', 'Oder glauben wir ohnehin nur das, was wir glauben wollen?', 'Wieso reagieren Menschen so leicht empfindlich, wenn jemand anderer Auffassung ist?', 'Warum macht es zufrieden, wenn man Zustimmung findet?', 'Welche Rolle spielen Lagerdenken und Wunschdenken?', 'Weshalb meinen alle immer, dass ausgerechnet sie selbst Recht haben?', 'Wie ist es möglich, ernsthaft an Verschwörungstheorien zu glauben?', 'Wo hört Nichtwissen auf, wo fängt Nichtwissenwollen an?' und 'Wieso will man einiges, was man eigentlich doch längst weiß, dennoch nicht wahrhaben?'
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