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Der seit der Neuzeit in der westlichen Welt dominierende Typus der Ethik sieht sich immer wieder sehr grundlegenden Bedenken ausgesetzt. Die 'moderne Moralphilosophie' wurde in verschiedener Weise als abstrakt, intellektualistisch und lebensfern kritisiert; ihr wurde mangelndes Bewusstsein für die Bedeutung des Gücks und des ‚ethisch Guten‘ unterstellt; und sie wurde sogar verdächtigt, Selbsttäuschungen und moralische Blindheit zu erzeugen. Im Anschluss an diese Diskussion zielt diese Vorlesung darauf, an einem Bild der modernen Ethik zu arbeiten, das die Kritik der Moralphilosophie seit der Neuzeit selbst als integralen Bestandteil ethischer Reflexion begreift. Den Leitfaden dafür liefert die moderne Ethikgeschichte seit Kant: Macht man nicht die ‚Disziplin‘ der Moralphilosophie, wie sie in Lehrbüchern niedergelegt wird, zum Ausgangspunkt, sondern die lebendige Geschichte der Auseinandersetzung mit dem Problem der Moral, so sieht man, dass sich moderne Ethikreflexion keineswegs auf eine eng gefasste ‚Vernunftmoral‘ reduziert. Vielmehr bilden die Philosophie der Moral und die Kritik der Moralphilosophie gerade in der Moderne zwei Seiten eines Zusammenhangs. Diese Perspektive wird in der Vorlesung im Ausgang von der Moralphilosophie des 18. Jahrhunderts (v.a. Kant) entlang exemplarischer Positionen der Ethik des 19. Jahrhunderts (Hegel, Feuerbach, Marx, Kierkegaard, Nietzsche) entwickelt. Für das Sommersemester 2020 ist eine Fortsetzung der Vorlesung geplant, die sich der Ethik des 20. Jahrhunderts widmet. |