Welche Vorstellung vom guten Leben wir als Einzelne haben und welche Ziele wir verfolgen, gilt angesichts des Pluralismus an Lebensformen und Lebensstilen in demokratischen, liberalen Gesellschaften vielen Menschen als reine Privatsache. Philosophische Positionen in der Tradition des politischen Liberalismus stützen diese Sichtweise. Lässt sich die individuelle Lebensführung anderer, solange sie nicht gegen Gesetze verstößt oder grob unmoralisch ist, überhaupt kritisieren, ohne sich dem Vorwurf von Intoleranz oder Paternalismus auszusetzen?
Dagegen argumentiert die Philosophin Rahel Jaeggi in ihrem Buch Kritik von Lebensformen (2014): Der Streit über Lebensformen als Rahmenbedingungen unseres Handelns ist ein unverzichtbarer Motor sozialen Wandels. Gerade in Krisen und Konflikten, wo Lebensformen auf die Probe gestellt werden, liegt für Jaeggi eine Chance zur Veränderung und Weiterentwicklung sozialer Praktiken im Horizont emanzipatorischer Ziele.
Ausgehend von Jaeggis Ansatz möchten wir im Seminar unterschiedliche philosophische Positionen zum Thema diskutieren. Die Seminargestaltung gibt den Teilnehmenden Raum, eigene Interessen einzubringen und Schwerpunkte der Diskussionen mitzubestimmen.
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