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Die Rede von der Generation Y wird heutzutage immer öfters flankiert vom Begriff der Generation Beziehungsunfähig. Beides hänge in gewisserweise zusammen: Entscheidungsunfähigkeit treffe auf Bindundsunwilligkeit. Etiketten wie 'Mingle', 'On-/Off', 'Freundschaft Plus' bzw. 'friends with benefits', 'Polyamorie' uvm. sind en vogue, um die scheinbar ganz individuellen Vorstellungen von Liebe, Partnerschaft und Sexualität und die dazugehörigen Lebensweisen zu beschreiben. Während die einen sich noch auf Selbstfindungskurs befinden und um Konzepte ringen, haben sich die anderen bereits in traditionellen Kernfamilien eingerichtet, sind bereits geschieden oder erfinden sich in Patchwork-Familien neu. Doch was haben die Beziehungs-Routinen eigentlich noch mit den Idealen der romantischen Liebe gemein? Wie arrangieren sich Paare, die sich gefunden haben und wie gehen sie mit den Anforderungen des Alltags um, wie vereinbaren sie diese mit den "utopischen" (Illouz) Ansprüchen der Romantik?
Eng verbunden mit Fragen nach den gesellschaftlichen Entwicklungen im Bereich des Datings und der Partnerschaft stehen solche der Sexualität. Auch hier fallen zur Beschreibung, dessen, was in den Schlafzimmern und Betten der Menschen geschieht, immer öfter immer vielfältigere Labels und Etiketten, welche entweder von der Öffentlichkeit selbst geprägt werden (Generation Porno, sexting, kinky sex) oder durch die Wissenschaft (Konsens-Moral, serielle Monogamie). Doch ganz egal, wie generalisierbar solche Umschreibungen tatsächlich sind, scheinen sie auf (wenn nicht virulente, so zumindest) existente Phänomene und Tendenzen zu verweisen. Sexuelle Praktiken sind aber auch immer mit Diskursen – mit Vorstellungen und Normen – darüber verbunden, was guter und richtiger Sex ist, was erregen sollte und was nicht und wer mit wem ‚in die Kiste‘ steigen darf. Einen nicht geringen Einfluss auf unsere "Bedürfnislandkarten" und "sexuellen Skripte" (Gagnon) scheinen nicht zuletzt die neuen Medien(Werbung, Tinder, Pornhub und Co.) zu nehmen. Doch wie und warum hat sich die Kultur des 'matings' in unserer Gesellschaft tatsächlich verändert?
Oder um es auf einen Nenner zu bringen: Wie lieben wir heutzutage? Das Seminar wird sich anhand von aktuellen Studien mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigen. Der Kurs richtet sich dezidiert an ein interdisziplinäres Publikum. Gemeinsam wollen wir versuchen, uns Themen anzunähern, die omnipräsent sind, aber oft – wenn überhaupt – erstaunlich öberflächlich und auf Basis für sicher geglaubter Selbstverständlichkeiten diskutiert werden. In den Sitzungen soll es weniger um Wissenstransfer als um einen gemeinsamen Austausch zu den vielfältigen Themengebieten gehen. Entsprechend offen ist das Seminarkonzept gehalten. Das Einbringen eigener Erfahrungen, Ideen und Gestaltungsanregungen zur Seminarorganisation seitens der Studierenden ist daher ausdrücklich erwünscht.
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