Literatur |
Als Leseempfehlung: Moebius, Stephan/Schroer, Markus (2010): Diven, Hacker, Spekulanten. Sozialfiguren der Gegenwart. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Stein, Gerd (1985): Kulturfiguren und Sozialcharaktere des 19. und 20. Jahrhunderts. (5 Bände mit verschiedenen Sozialfiguren). Fischer
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Lerninhalte |
Der Begriff ‚Sozialfigur‘ wird in kulturellen Debatten verwendet; er macht in synthetisierender Weise soziokulturelle Veränderungen sichtbar. So sehr einzelne, reale Personen eine Sozialfigur verkörpern mögen (die Umweltschutzaktivistin Greta Thunberg oder der in Hongkong beheimatete Bürgerrechtsaktivist Wong), ist diese mehr durch die an ihr vorgenommene fortlaufende gesellschaftliche Typisierungsarbeit bestimmt. Als Folie oder Projektionsfläche von soziokulturellen Veränderungen stellen Sozialfiguren (besonders im Zustimmungsfall) eine Subjektposition zur Verfügung: sie subjektivieren. Ein „Wutbürger“ ist kein auffallend zorniger Mensch, sondern eine herangezogene begriffliche Folie für eine bestimmte historisch bedingte Form politischer Mentalität. Ein „Single“ ist nicht zwangsläufig einsam oder ein sozialer Solitär. Vielmehr wird seine Subjektposition verständlich in einer paarorientierten Gesellschaft, die das eine zum Normalfall, das andere zum Übergangsstadium oder zur Krise erklärt (ein Ausdruck „Coupler“ hat sich nie etabliert). Die mit der Etablierung einer Sozialfigur einhergehende Typisierung prägt das Sprechen und Denken in und über die Gesellschaft. Mit welcher Funktion? Wann und wie tauchen diese Figuren auf? Wodurch danken sie wieder ab oder verharren in der Reserve? Das Seminar unternimmt Streifzüge durch gängige Sozialfiguren der Gegenwart (u.a. die/der Aktivist*in, der Wutbürger, die Diva, der Chef, der Überflüssige, der kreative Mensch, der Sammler) und ihre diskursiven und medialen Repräsentationen. Es wirft kulturwissenschaftliche und kultursoziologische Schlaglichter auf eine Betrachtungsweise von Kultur und Gesellschaft abseits von Milieu, Beruf, Rolle und Individualität. |