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Was strukturiert und motiviert das soziale Miteinander? Sind es individuelle Interessen oder allgemeingesellschaftliche Regeln, Normen und Werte? Bei genauerem Hinsehen erweisen sich beide – der individualistische und der strukturalistische Ansatz – als zu kurzgreifend. Die seit den 70er Jahren immer prominenter werdenden Praxistheorien versuchen diese Fragen auf einem anderen Weg zu beantworten. Sie legen das Augenmerk verstärkt auf das, was Menschen faktisch tun, d.h. darauf, wie sie soziale Wirklichkeit im Vollzug herstellen. Im Vordergrund dabei steht die Materialität und Körperlichkeit des Handelns sowie die Frage, wie Menschen im Bezug aufeinander Bedeutung generieren. Was muss bspw. getan werden, damit eine Situation als Seminar und Fachtagung oder als Freundeskreis und Feierveranstaltung erfahren wird? Wie werden dafür notwendige Rahmungen hergestellt und welches Wissen muss geteilt werden, damit triviale Dinge wie eine Busfahrt, eine Aufzugfahrt aber auch komplexe Angelegenheiten wie chirurgische Eingriffe reibungslos ablaufen? Wie erkennen und entwerfen sich Personen als sozial intelligible Selbste, bspw. als Politikerin, Koch, verantwortungsbewusstes Gesellschaftsmitglied und ebenso bspw. als bildbasierte Subjekte auf Instagram oder per Selfie, deren Inszenierung jedoch eine Sprache der Affekte sprechen soll? Praxistheorien versuchen nachzuvollziehen, wie Menschen die Welt und sich in ihrem alltäglichen Tun entwerfen und welchen Regeln und Formen dieses Tun unterliegt. Das Seminar wird einen Überblick über praxistheoretische Ansätze im Allgemeinen bieten und neben aktuellen theoretischen Konzeptionen auch Vorreiter der Praxistheorie und ebenso empirische Fallstudien u.a. aus der eigenen Forschung behandeln. |