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Lässt sich „Bürgerstolz“ in einer Bauform fassen und „anschauen“? Etwa ab den 1260er Jahren entstanden im Ostseeraum eine Reihe großer Stadtkirchen im basilikalen Bautyp, welche die Forschung seit langem zu weitreichenden Interpretationen animiert haben: Handelt es sich dabei etwa um „bürgerliche“ Aneignungen eines „bischöflichen“ oder „monastischen“ Schemas als Ausdruck eines gesteigerten Selbstbewusstseins? Die Behandlung dieser und anderer Fragen berührt das allgemeine Verständnis mittelalterlicher Architektur, über das nach wie vor kontrovers diskutiert wird. Damit wird der Rahmen für die konkreten Untersuchungen abgesteckt, die im Rahmen des Seminars „Backsteingotik“ exemplarisch vorgenommen werden sollen.
Im Zentrum des Seminars stehen die großen gotischen Backsteinbasiliken, die u. a. in Lübeck, Stralsund, Wismar und Rostock errichtet wurden. Diese werden als architektonische Gebilde und als funktionale Gefüge behandelt. Dabei soll zum einen ein Überblick über die architekturgeschichtliche Entwicklung der Backsteingotik im Ostseeraum vermittelt werden. Dieser Überblick umfasst das Verhältnis von Bautypen und Bauformen in ihrer allgemeinen wie backsteintypischen Ausprägung. Zum anderen geht es darum, Einblicke in die Funktionsweise dieser Kirchenbauten zu gewinnen. So werden nicht nur Stadtkirchen, sondern auch Bischofskirchen und Klosterkirchen behandelt, um das keineswegs eindeutige Verhältnis von Bautyp und Nutzung diskutieren zu können. Exemplarisch kommen dabei auch Fragen der Ausstattung und Ausmalung zur Sprache. Aus dem komplexen Verhältnis von Gestalt und Funktion lassen sich schließlich architekturikonologische Fragen nach der „Bedeutung“ neu stellen. |